Stille Helfer der Böden
Regenwürmer können allerhand, sie düngen, sie befestigen und lüften die Böden, sie schützen vor Überschwemmungen. Trotzdem nimmt man die wühlenden Wundertiere kaum war. Tatsächlich sind sie bedroht.
Die halbe Wahrheit
Es gibt folgende Geschichte: Wenn ein Regenwurm zerteilt wird, leben beide Teile weiter. Das stimmt nicht ganz. Nur das Vorderende schafft das Wunder, allerdings auch nicht immer. Hier befinden sich zwar alle lebenswichtigen Organe, fehlt aber zu viel vom Darm, oder infiziert sich die Wunde, schafft es auch der halbe Wurm nicht.
Kompostwunder
Hat so ein Regenwurm Hunger, stillt er ihn mit abgestorbenen Pflanzenresten. Außerdem vertilgt er Bakterien, Algen, Einzeller und Pilzfäden, die sich rund um seine Wohnröhre befinden. Weil er keine Zähne hat, kompostiert der Wurm organisches Material. Dazu klebt er die Nahrung an die Wand seiner Röhre, schichtet Kot darüber und schafft so eine perfekte Umgebung für vorverdauenden Mikroorganismen.
Bodenbefestiger
Die typischen Krümel, die Regenwürmer absondern, schützen den Boden vor Erosion. Auf der Oberfläche legen die Tiere im Jahr etwa 0,5 Zentimeter Krümelboden ab. Sind sie richtig fleißig und stimmen die Bedingungen, können es bis zu fünf Zentimeter sein. In den Krümeln, die aus dem Wurm herauskommen, stecken viele Nährstoffe, die wiederum Pilzen Nahrung bieten, die den Boden stabilisieren.
Kopf, oder nicht?
Wo bei einem Regenwurm das vordere Ende ist, lässt sich am besten erkennen, wenn die Tiere geschlechtsreif sind. Dann nämlich entsteht eine Hautverdickung im vorderen Drittel des Körpers, der sogenannte "Gürtel." Und wo der Gürtel ist, ist der Kopf.
Tunnelbohrer
Das Tunnelsystem, in dem die Würmer unterwegs sind, hilft dem Boden. Wasser fließt schneller ab, die Durchlüftung verbessert sich und Pflanzen schieben ihre Wurzeln auch in die Röhren. Und davon gibt es viele! Durch das Erdreich eines durchschnittlichen Bauernhofs mit 50 Hektar Boden ziehen sich Tunnel von insgesamt etwa 400.000 Kilometern Länge.
Ein reger Wurm
Im 16. Jahrhundert hieß der Regenwurm noch "reger Wurm". Schließlich schuftet das Tier ununterbrochen. Mit Regen hat der Wurm tatsächlich wenig zu tun. Zwar kann ihm das Wasser nichts anhaben, gefährlich ist es trotzdem. Wenn der Wurm durch die Vibration der Regentropfen aus der Erde gelockt wird, erwarten ihn zerstörerisches UV-Licht oder ein hungriger Vogel.
Klempner
Ein Boden ohne Regenwürmer verhält sich im Regen wie ein verstopfter Abfluß. Das Wasser kommt nicht mehr durch. So können selbst kleinste Wasseradern mit der Zeit für Überschwemmungen sorgen. Funktioniert aber die Wasseraufnahme der Böden, landet überschüssiges Wasser in Quellen und Brunnen.
Auf engstem Raum
Je nach Bewirtschaftung leben mehr oder weniger Regenwürmer im Boden. In Monokulturen, nur einseitig bebaut und auf viele Maschinen und Düngemittel angewiesen, tummeln sich kaum 30 Tiere pro Quadratmeter. Ein durchschnittlicher Boden in einer abwechslungsreichen Landwirtschaft hingegen kann bis zu 120 Tiere enthalten. Optimalste Bedingungen sorgen gar für mehrere hundert Würmer.