Chicago friert - Rio schwitzt
6. Januar 2014Nach Schnee und Eis in den vergangenen Tagen bereiten sich jetzt in den USA Millionen Menschen auf eine Kältewelle vor, die alle Rekorde brechen könnte. Der Nationale Wetterdienst warnte vor den tiefsten Temperaturen seit knapp zwei Jahrzehnten. Möglich sind nächtliche Tiefsttemperaturen von unter minus 30 Grad Celsius. Gefühlt könnte es wegen des Windes noch eisiger werden.
Schon 13 Kälteopfer
Treffen könnte es insgesamt rund 140 Millionen Amerikaner von North- und South Dakota bis in die Neuengland-Staaten an der Ostküste. Die Behörden riefen die Bürger auf, bei der klirrenden Kälte zu Hause zu bleiben und Vorräte anzulegen. Unter solchen extremen Bedingungen könnten die Menschen im Freien innerhalb von nur fünf Minuten Erfrierungen erleiden. Nach Angaben des US-Senders CNN kamen bis zum Sonntag mindestens 13 Menschen durch die Kälte ums Leben.
Im gesamten Bundesstaat Minnesota bleiben die Schulen an diesem Montag geschlossen. So etwas hat es laut Medienberichten wegen Winterwetter seit 17 Jahren nicht mehr gegeben. "Ich habe diese Entscheidung getroffen, um unsere Kinder vor den gefährlich niedrigen Temperaturen zu schützen", sagte Gouverneur Mark Dayton. Die Meteorologen erwarten, dass die Temperaturen in Minnesota auf minus 54 Grad Celsius sinken werden. Auch in Chicago im Bundesstaat Illinois ist schulfrei. "Das ist eine extrem seltene Maßnahme, normalerweise weiß Chicago mit Schnee und Kälte umzugehen", berichtete ein CNN-Reporter. Auf dem internationalen Flughafen von Chicago mussten allein am Sonntag mehr als 2000 Flüge gestrichen werden.
Football-Fans trotzen der Kälte
Nicht alle US-Bürger allerdings folgen dem Rat der Behörden, möglichst zu Hause zu bleiben. In Green Bay im Bundesstaat Wisconsin verfolgten Tausende Menschen das vermutlich "kälteste" Football-Spiel aller Zeiten. Dabei verloren die Green Bay Packers gegen die San Francisco 49ers mit 20:23. Da es Befürchtungen gab, das Bier, das traditionelle Geschenk der Zuschauer, könnte bei gefühlten minus 26 Grad gefrieren, wurde im Stadion kostenlos Kaffee ausgeschenkt.
Bereits am Freitag hatte der Schneesturm "Hercules" mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 105 Stundenkilometern den Nordosten der USA teilweise lahmgelegt. An der Ostküste fielen stellenweise bis zu 62 Zentimeter Neuschnee. Allein im Bundesstaat New York wurden 600 Verkehrsunfälle registriert. Mehr als 4200 Flüge wurden gestrichen, tausende weitere waren verspätet. In New York und New Jersey wurde der Notstand ausgerufen.
Sommer in Südamerika
Knapp 8000 Kilometer südlich, in Teilen Lateinamerikas stöhnen die Menschen derweil unter einer sommerlichen Hitzewelle. Werte von mehr als 40 Grad lösten in der brasilianischen Metropole Rio de Janeiro die Feuerlöschanlage eines Einkaufszentrums aus. Auf den beiden Flughäfen Rios klagten zahlreiche Reisende, weil die Kühlanlagen nicht richtig funktionierten und nur eine knappe Absenkung der Außentemperatur um wenige Grad erreichten. Auf der südlichen Erdhälfte hat jetzt die heißeste Jahreszeit begonnen, der Sonnenstand im Januar entspricht dem im Juli auf der Nordhalbkugel.
wl/as (dpa, afp, rtr)