Rettung chilenischer Bergleute läuft nach Plan
13. Oktober 2010Es war Punkt 0:10 Uhr am Mittwoch (13.10.2010) chilenischer Zeit: Florencio Ávalos erreichte nach 69 Tagen unter Tage die Erdoberfläche. Als erster von 33 verschütteten Bergleuten wurde der 31-Jährige aus der Tiefe gerettet. Auf dem Gelände der Mine San José in Chile brach Jubel aus, als Ávalos aus der Rettungskapsel "Fénix" stieg.
Die in Wochen aufgestaute Anspannung löste sich in einer Explosion von Hochrufen und Freudentränen. Angehörige der verschütteten Kumpel fielen sich in die Arme. "Chi Chi Chi, Le Le Le, mineros de Chile", skandierten die Menschen ähnlich wie bei einem traditionellen Fußballschlachtruf.
Ein Kumpel pro Stunde
Das Rettungskonzept geht auf, pro Stunde kann ein Bergmann gerettet werden. Die Kumpel werden einzeln in einer Spezialkapsel einen 620 Meter langen Schacht nach oben gezogen. Die Auffahrt dauert jeweils zwischen 15 und 20 Minuten.
Die bisher Geborgenen machten auf die Retter einen gesundheitlich stabilen Eindruck. Die Geretteten wurden jeweils auf einer Bahre zur medizinischen Untersuchung ins Feldlazarett abtransportiert. Ihre Augen waren mit Sonnenbrillen geschützt. Wenn weiter alles nach Plan verläuft, wird die Rettung fast zwei Tage dauern.
Die übrigen Bergleute und ein Sanitäter warten in den nächsten Stunden auf die Auffahrt. Unterdessen wurde an der Erdoberfläche der Rettungslift gewartet. Denn obwohl die beispiellose Bergungsaktion bislang planmäßig verlief, befürchteten Experten ein Heißlaufen des Lifts oder Steinschlag.
Weltweite Erleichterung
Weltweit wurde die Rettung am Mittwochmorgen (MESZ) live übertragen und löste große Erleichterung aus. Der chilenische Präsident Sebastián Piñera war vor Ort und begrüßte den ersten Kumpel persönlich. "Das hat den chilenischen Traum erfüllt", sagte er. US-Präsident Barack Obama wünschte viel Glück.
Auch Bundesaußenminister Guido Westerwelle gratulierte - nach seiner Rückkehr vom UN-Sicherheitsrat in New York - von Berlin aus: "Ganz Deutschland freut sich mit den Bergleuten und ihren Angehörigen", erklärte Westerwelle. Der erfolgreiche Auftakt des Bergungseinsatzes sei "ein modernes Wunder".
In der Tiefe gefangen
Die Bergleute waren am 5. August verschüttet worden, als die kleine Gold- und Kupfermine San José am Rande von Copiapo in der Atacama-Wüste einstürzte. Es dauerte mehr als zwei Wochen, bis die 33 Bergleute entdeckt wurden und über Schächte versorgt werden konnten. Damit die Verschütteten die schwierige Zeit in der Tiefe überstehen konnten, wurde ein eigenes Beschäftigungs- und Fitnessprogramm ausgearbeitet. Die Rettungsaktion gilt als die längste und aufwendigste in der Geschichte des Bergbaus.
Autor: Dirk Eckert (afp, dapd, dpa, rtr)
Redaktion: Marion Linnenbrink