Richard Serra: Mann aus Stahl
Der amerikanische Bildhauer Richard Serra, bekannt für seine minimalistischen Stahl-Skulpturen, ist 75 geworden (02.11.2014). Die DW blickt auf die Arbeit des Künstlers, der eine besondere Beziehung zu Deutschland hat.
Frühe Einflüsse
Richard Serra wurde am 02.11.1939 in San Francisco geboren. Seine Mutter war Russin, sein Vater war Spanier und arbeitete als Installateur auf einer Schiffswerft in San Francisco. Serra selbst jobbte während seines Studiums in Kalifornien in einem Stahlwerk. Stahl war in der Familie also früh ein großes Thema - das beeinflusste Serras spätere Arbeit sehr.
Ungewöhnliche Werkstoffe
Serra ist vor allem für seine großen minimalistischen Stahl-Konstruktionen bekannt. Begonnen hat er allerdings mit kleineren Arbeiten aus eher unüblichen Materialien - zum Beispiel seine "Belts" (1966, im Bild), für die er Fiberglas, Gummi und Neonlichter verwendete. Serra ist Teil einer Künstlerszene, die dem verwendeten Material die allergrößte Bedeutung beimisst.
Spiel mit Schwere und Gravitation
Von Beginn an versuchte Serra, freitragende Konstruktionen zu entwerfen, die die Schwere und Natur der Werkstoffe zur Geltung bringen. In kaum einem seiner Kunstwerke schweißt er einzelne Teile zusammen oder befestigt sie aneinander. Stattdessen balanciert er sie aus - den Gesetzen von Gewichts- und Erdanziehungskraft folgend. Damit auch alles hält, zieht Serra oft einen Bauingenieur hinzu.
Raus aus der Stadt, rein in die Wüste
In den 1970er Jahren begann Serra, sich mehr für weite Landschaften als für städtische Umgebungen zu interessieren. An abgelegenen Straßen errichtete er großflächige Skulpturen - später auch in der amerikanischen Einöde. Seine ersten großen Aufträge realisierte er allerdings im Ausland, zum Beispiel in der Wüste Katars (Bild).
Internationale Anerkennung
Serras Arbeiten wurden auf renommierten Festivals wie der documenta in Kassel oder der Architektur-Biennale in Venedig ausgestellt. Außerdem waren sie in weltbekannten Museen wie dem Guggenheim oder dem Grand Palais in Paris (im Bild) zu sehen. Serra wurde auch gefragt, ob er das Holocaust-Mahnmal in Berlin gestalten möchte, schied dann aber aus persönlichen Gründen aus dem Projekt aus.
Serra und Deutschland
Auch wenn er nicht am Berliner Holocaust-Mahnmal beteiligt war - Serra hatte schon immer eine besondere Verbindung zu Deutschland: Nicht nur, dass die Stahl-Bauteile für seine Arbeiten dort produziert werden. Auch viele seiner Arbeiten sind in Deutschland zu sehen - vor allem im Ruhrgebiet mit seinen vielen Industriegebieten. Im Bild seine Arbeit "Terminal" am Bochumer Bahnhof.
Begehbare Bögen, riesige Räume
Serras mächtige Installationen laden die Betrachter ein, die Skulptur zu begehen und zu entdecken. Serras monumentale Bögen, Spiralen und Ellipsen ermöglichen eine "veränderte Raumerfahrung", beschreibt es das Guggenheim. Eines der bekanntesten Beispiele ist die "Torqued Ellipse" des New Yorker Museums (im Bild), inspiriert von der erhabenen Form einer Barock-Kirche des 17. Jahrhunderts in Rom.
Kritik und Erfolg
Serras Arbeit bietet auch Anlass für Kritik: Beim Anbringen eines Bauteils durch den Künstler wurde ein Arbeiter durch eine herabfallende Stahlplatte erschlagen. Ein anderer verlor beim Abbau einer Skulptur sein Bein. Aber Serra erhielt auch viele Preise, die seine Arbeit als Bildhauer würdigen - zum Beispiel den Goldenen Löwen bei der Architektur-Biennale 2001 in Venedig (Bild).