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Route der Rätsel

Claudia Bathe31. August 2005

Riesige Skulpturen im Dialog mit der Landschaft und Umgebung - in fünf Ländern Lateinamerikas will der Kurator Dieter Mahlow Skulpturenparks installieren. Eine Straße der Kunst sollen sie sein: "La Ruta del Arte".

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Bedrohtes Kulturerbe:<br>Die Linien von NazcaBild: AP

Sie gehören zu den letzten ungelösten Rätseln der Erde: die Linien von Nazca. Es ist genau genommen ein Netz aus weit über 1000 Linien. Einige sind mehrere Kilometer lang. Schnurgerade verlaufen sie in der Steinwüste nahe bei der Panamerikana, der Straße, die Nord- und Südamerika miteinander verbindet.

Linien von Nasca in Peru
Myteriöse Zeichen im WüstensandBild: AP

Mysteriös sind auch die 40 Erdzeichen daneben. Zu erkennen sind sie nur aus der Vogelperspektive, etwa ein Affe, ein Kolibri oder eine Spinne. Dieter Mahlow war beeindruckt als er vor gut 30 Jahren Peru besuchte. Sofort kam ihm die Idee, die 3000 Jahre alten Zeichen im Wüstenboden in einer Ausstellung der heutigen Kunst gegenüber zu stellen. Ihn interessierten dabei weniger die Motive der Tiere und Pflanzen, sondern vor allem die geometrischen Figuren.

Skulpturenparks

Mittlerweile ist Dieter Mahlow 85 Jahre alt und damit beschäftigt, die Ausstellung in Peru zu realisieren - unter dem Titel "La Ruta del arte", "Die Straße der Kunst". 13 Künstler aus Europa und Südamerika hat er aufgefordert, Werke für einen Skulpturenpark zu erstellen. Sie alle arbeiten in der Regel mit abstrakten geometrischen Figuren oder im Bereich der konkreten Kunst. "La Ruta del arte" ist nicht auf Peru beschränkt. Insgesamt sollen in fünf Ländern Lateinamerikas ähnliche Skulpturenparks entstehen. Der erste steht schon: an der Universidad de los Andes in Venezuela.

Sechs bis fünfzehn Meter hoch sind die Skulpturen, die neben den Linien von Nazca errichtet werden. Ein Kunstwerk dieser Größe muss in Werkstätten vor Ort angefertigt werden. Die Künstlerin Ursula Bertram fliegt demnächst nach Peru, um persönlich dabei zu sein. Für ihre Skulptur hat sie sich von den langen geraden Linien inspirieren lassen: "Ich plane ein Objekt, das über einen Kilometer läuft. Ich benutze Stangen bis zu zehn Meter Höhe, die über diesen Kilometer immer näher wachsen. Insgesamt aber von einem gewissen Punkt wird sich eine Gestalt ergeben."

Kreise und Linien

Dieter Mahlow hat viel Erfahrung mit solchen Projekten. Mehr als 80 Ausstellungen auf der ganzen Welt hat er bisher konzipiert und umgesetzt. Gearbeitet hat er für Institutionen wie die Biennale in Venedig, das Goetheinstitut oder das Guggenheim Museum in New York. Als einer der ersten hat er thematische Ausstellungen entwickelt. Immer sind mehrere Elemente miteinander vernetzt. So hat er etwa John Cage nach Deutschland an die Frankfurter Oper geholt für ein Projekt über visuelle Poesie und visuelle Musik.

Für eine Sache einsetzen kann sich Dieter Mahlow aber nur, wenn er wirklich begeistert ist. In Peru war es die hoch entwickelte Bildersprache einer dreitausend Jahre alten Kultur. Die Muster und Formen aus dieser Zeit sind heute noch auf Keramiken zu finden. Beispielsweise symmetrisch angeordnete Kreise und kurze Linien, die wie Strichmännchen zusammengesetzt sind. Als Ergänzung zu den hohen Plastiken will Mahlow daher in einem Gebäude ein kulturelles Zentrum einrichten, wo alte Kultur und die Kunst der Gegenwart auch auf kleinerem Raum nebeneinander gestellt werden.