Royal Ascot: Pferde, Adel, Traditionen
19. Juni 2018Hier, im Süden Englands und westlich von London, treffen nicht nur höchst ambitionierte Sportler und Pferde aufeinander, sondern insbesondere auch englische Tradition und Kultur vom Feinsten. Denn im Fokus steht noch bis zum 23. Juni insgeheim das Motto "sehen und gesehen werden", weshalb die Besucher ihre schickste Garderobe aus den Schränken holen. Dabei darf das wichtigste Accessoire natürlich nicht fehlen: der Hut.
Für ihre extravaganten und teilweise fragwürdigen Kopfbedeckungen sind die Engländer weltbekannt – auch, wenn sich das Tragen eines Hutes heutzutage nur noch auf besondere Anlässe wie eine Hochzeit oder ein Pferderennen beschränkt. Am dritten Tag findet der Ascot Gold Cup statt, ein Galopprennen für Steher (Pferde für weite Renn-Distanzen), der als wichtigster Tag des Royal Ascot gilt. Inoffiziell ist dieser Tag als "Ladies‘ Day" bekannt, an dem sich die Damen mit besonders exquisiten Kleidern und Hüten präsentieren.
Der Veranstalter weist dringlich auf den herrschenden Dresscode auf dem gesamten Gelände hin, der sich für die Besucher der drei unterschiedlichen Zuschauerbereiche unterscheidet: Allgemein gilt jedoch eine schicke und traditionelle Garderobe für jeden sowie das obligatorische Tragen eines Hutes für die Damen und eines Zylinders für die Herren.
Jeder sollte behütet sein
Seine Ursprünge hat das Huthandwerk bereits im 17. Jahrhundert in England und Frankreich und galt als das Accessoire des 20. Jahrhunderts. Heutzutage hat der Hut größtenteils symbolische Bedeutung und dient hauptsächlich als modischer Hingucker. Bei diversen Veranstaltungen des europäischen Hochadels, wie dem Royal Ascot, ist für die Besucher jedoch das Tragen eines Hutes Pflicht.
Obwohl vor Jahrzehnten Lady Diana durch das Tragen von Hüten die Aufmerksam zurück auf das Modeaccessoire gerichtet hat, hat sich dieses seither nie wieder als Teil der täglichen Garderobe etabliert. Dennoch zelebriert England weltweit die Hutmode am meisten und hat diese fest in seine Modewelt eingegliedert.
Kleine Veränderungen des Royal Ascot Style Guides treten jährlich auf, da der Veranstalter diesen an die aktuellen Modetrends anpasst. Deshalb ist seit vergangenem Jahr der Jumpsuit, ein einteiliger Anzug ähnlich eines Overalls, als offizielle Garderobe in den Style Guide aufgenommen worden. Das zunächst akzeptierte Tragen eines Fascinators – also eines festlichen Kopfschmucks aus Materialien wie Federn, Spitze oder Stoff, die meist mit einem Haarreif oder Kamm auf dem Kopf befestigt werden – wurde im Jahr 2012 für die Besucher der königlichen Loge wieder abgeschafft; hier ist das Tragen eines Hutes also unumgänglich.
Historische Renn-Traditionen
Das Royal Ascot wurde im Jahr 1711 von Königin Anne ins Leben gerufen, um schnelle Schlachtrösser für den Krieg auszuwählen. Seither werden bei dem Rennen jährlich rund 300.000 Gäste empfangen, das seit 1768 als viertägiges Event die britische Sportwelt prägt.
Der Pferdesport gehört zu den ältesten organisierten Sportarten der Menschheit und seine Traditionen reichen weit bis ins alte Griechenland, Babylonien, das römische Reich und Ägypten zurück. Das erste datierte Pferderennen wurde 680 v. Chr. bei den Olympischen Spielen im antiken Griechenland als Wagenrennen ausgetragen. Im Römischen Reich hatten Pferderennen vor allem wirtschaftliche und politische Hintergründe: Hier trugen die unterschiedlichen Rennställe, auch Zirkusparteien genannt, Wettkämpfe untereinander aus. Durch die Teilnahme an den Rennen konnte das gesamte Volk mobilisiert werden. Von einem Dresscode, vergleichbar mit Ascot ist jedoch nichts überliefert.