Schulgeschichten aus aller Welt
Wer denkt nicht manchmal an seine Schulzeit zurück? Lehramtsstudierende aus Hildesheim waren neugierig und haben ausländische Mitbürger nach ihren Erinnerungen gefragt. Dabei haben sie so manches Fundstück ausgegraben.
Für die kleine Ladka
Jedes kleine Mädchen, das etwas auf sich hielt, besaß früher ein Poesiealbum. Dort verewigten sich Freunde und Verwandte mit Sprüchen und Bildchen. Das war in der Ukraine nicht anders: Hier wünscht die Familie der kleinen Laduschka das Allerbeste zum ersten Schultag. Noch bis Oktober läuft im Schulmuseum der Universität Hildesheim die Ausstellung "1001 Schulgeschichten".
Strenges Regiment
Freundlich sieht diese Lehrerin nicht aus, die um 1970 mit ihren Schülern für den Fotografen posierte. Damals herrschte in der Sowjetunion noch Zucht und Ordnung im Klassenraum - in anderen Ländern war das übrigens nicht viel anders. Die Prügelstrafe war allerorten noch stark verbreitet.
Lenins Geburtstag
Alle Jahre wieder traten diese Schüler aus Usbekistan am 22. April zum Gruppenfoto an: Dann nämlich wurde der Geburtstag des kommunistischen Führers Wladimir Iljitsch Lenin gefeiert. Manches Mädchen schmückte sich dabei so festlich wie eine Braut, und auch die Jungen warfen sich mit Schlips oder Matrosenanzug in Schale.
Lesen mit "Opa Haas"
Früher sei man vom Lehrer schon mal an den Ohren gezogen worden, das sei ganz normal gewesen, erinnert sich eine Holländerin. Vor allem aber hat sie trotz ihrer 70 Jahre immer noch das Klassenzimmer vor Augen, in dem sehr viele Bücher herumstanden. Auch das Buch vom "Opa Haas", mit dem die Kleinen das Alphabet lernten.
Unterricht in den Kolonien
Das Deutsche Kaiserreich verfiel vergleichsweise spät dem Kolonialfieber. Ab 1884 stellte es vor allem in Südwestafrika Gebiete "unter seinen Schutz", wie es offiziell hieß. Die weiße Herrschaft gab sich gegenüber den Einheimischen gönnerhaft, hier werden schwarze Kinder unterrichtet. Als Postkarte fand das Motiv Einzug in den "Deutschen Knabenkalender 1912. Der gute Kamerad".
Ernten statt lernen
In der Erntezeit wurde jede helfende Hand gebraucht, auch Kinder mussten mit aufs Feld. Wenn es nicht anders ging, gab es schulfrei - oder die Eltern ließen ihren Nachwuchs den Unterricht einfach mal schwänzen. Dieses Foto zeigt die wohlverdiente Mittagspause und entstand um 1950.
Ein gutes Zeugnis
Vorbildliches Betragen und sehr gute Noten konnte eine Schülerin aus Astrachanka in Kasachstan vorweisen, als sie 1984 mit ihrer Familie nach Deutschland kam. Ihr Zeugnis musste für die neuen Lehrer erst mal übersetzt werden. Fächer wie "Grundlagen des sowjetischen Staates und Rechtswesens" gab es in ihrer neuen Heimat allerdings nicht.
Schulzeit ade!
Diese jungen Leute aus Kasachstan haben erfolgreich die 10. Klasse beendet. Bei ihrer Einschulung gab es keine Schultüte, stattdessen mussten sie der Lehrkraft Blumen mitbringen. 1969 wurden die Mädchen dann selbst mit einem Blumenstrauß ins Leben entlassen.
Geschafft: die mittlere Reife
Auch hier feiert eine Abschlussklasse aus Usbekistan die bestandenen Prüfungen. Bis 1975 haben diese Mädchen und Jungen die Stalinschule besucht. In der Schülerzeitung haben sich oben die Lehrkräfte und unten die Absolventen verewigt.
Auf den Spuren der Vergangenheit
Max Engelking ist angehender Realschullehrer und kennt sich im Schulmuseum gut aus. In seiner Abschlussarbeit untersucht er Globen, die früher im Unterricht eingesetzt wurden. Bei der aktuellen Ausstellung über Schulvergangenheiten war er maßgeblich beteiligt. Für so viel Engagement der Studierenden gab es den mit 3.500 Euro dotierten Förderpreis Museumspädagogik.