Serbien liefert Hadzic nach Den Haag aus
22. Juli 2011Der 52-jährige Ex-General wurde am Freitag (22.07.2011) nach Den Haag abgeschoben. Die serbische Justizministerin Snezana Malovic sagte, sie habe eine entsprechende Anordnung unterzeichnet. Ein Flugzeug mit Hadzic an Bord landete am Nachmittag in den Niederlanden.
Hadzic werden Mord, Folter und Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des kroatischen Bürgerkriegs (1991 bis 1995) vorgeworfen. Der frühere Führer der serbischen Minderheit in Kroatien war am Mittwoch nach siebenjähriger Flucht in der serbischen Bergregion Fruska Gora nahe der Stadt Novi Sad von Agenten des Geheimdienstes BIA gefasst worden. Er war der letzte noch flüchtige Angeklagte des UN-Kriegsverbrechertribunals für das ehemalige Jugoslawien.
Vorbedingung für Annäherung an EU
Die Auslieferung ist für Serbien, das eine Aufnahme in die Europäische Union anstrebt, von großer symbolischer Bedeutung. Die Verhaftung von Hadzic war eine Bedingung der EU für eine weitere Annäherung Belgrads an Brüssel. Jetzt hofft der Balkanstaat, bis zum Jahresende zum offiziellen EU-Beitrittskandidaten ernannt zu werden. Erst vor wenigen Wochen war der berüchtigte Serben-General Ratko Mladic verhaftet und ans UN-Kriegsverbrechertribunal nach Den Haag ausgeliefert worden.
Hadzic war in den neunziger Jahren Präsident der sogenannten Serbischen Krajina gewesen, dem von Kroatien abgefallenen Gebiet der serbischen Minderheit. Er soll unter anderem für eines der schwersten Kriegsverbrechen im kroatischen Bürgerkrieg verantwortlich sein. Dabei waren im ostkroatischen Vukovar im November 1991 mehr als 200 Kroaten ermordet worden. Alles in allem soll Hadzic mehrere hundert Menschenleben auf dem Gewissen haben, auch den Tod von Frauen und alten Menschen. Zudem wird ihm die gewaltsame Vertreibung von rund 28.000 Menschen zur Last gelegt.
Internationales Lob für Festnahme
Die Festnahme Hadzics wurde international begrüßt. Sie sei "ein weiterer wichtiger Schritt" auf dem Weg Serbiens zum EU-Beitritt, schrieben EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso, die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton sowie EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy in einer gemeinsamen Erklärung. Auch der kroatische Präsident Ivo Josipovic und Regierungschefin Jadranka Kosor begrüßten die Festnahme Hadzics.
Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle wertete sie als "Beitrag zur internationalen Gerechtigkeit". NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen zeigte sich ebenfalls erleichtert.
Autor: Reinhard Kleber (rtr, dpa, afp, dapd)
Redaktion: Marion Linnenbrink