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Sieben wissenschaftliche Wünsche für 2025

1. Januar 2025

Was nach Science Fiction klingt, wird bald Realität: Technologische Fortschritte und Künstliche Intelligenz werden einige dringende Herausforderungen unserer Zeit lösen und gleichzeitig neue ethische Fragen aufwerfen.

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Mit dem Jahr 2025 vor den Füßen steht ein Mann symbolisch an der Schwelle zur Zukunft.
2024 hat uns viele neue wissenschaftliche Erkenntnisse beschert. Was bringt der Schritt ins neue Jahr?Bild: CHROMORANGE/picture alliance

Bluttests für Alzheimer, transplantierte Schweinenieren für Menschen oder hochwirksame HIV-Medikamente - 2024 gab es  sensationelle Entdeckungen in verschiedensten Wissenschaftsbereichen, die uns weiterbringen werden. Einige Entwicklungen haben sogar das Potential, die dringendsten Herausforderungen unserer Zeit zu lösen: Krankheiten, Hunger, Energiewende, Desinformation und Klimawandel.

1. Wunsch: KI zum Nutzen der Menschheit

Die Künstliche Intelligenz (KI) wird 2025 tatsächlich unseren Alltag und unsere Arbeitswelt durchdringen. Das reicht von KI-gestützten Chatbots im Kundenservice über persönliche KI-Assistenten und autonom fahrende Autos weit hinaus. Wir begreifen ja gerade erst, welche Möglichkeiten - aber auch Risiken in dieser technischen Revolution schlummern.

KI wird in vielen Bereichen immer mehr Aufgaben schneller und effektiver als Menschen erledigen. Das wird viele Jobs überflüssig machen. Andererseits kann KI in der Medizin Menschen zu Gute kommen, weil Krankheiten wie Krebs oder Alzheimer früher erkannt und behandelt werden können. Denn KI-Algorithmen erkennen in bildgebenden Verfahren wie Röntgen, Ultraschall oder MRT problemlos auffällige Muster, die Ärzten vielleicht entgehen.

Wünschenswert wäre deshalb ein Gleichgewicht zwischen hilfreicher Innovation und nötiger Regulierung. Wir müssen KI als Werkzeug zum Wohle der Menschheit nutzen. Vereinfacht ausgedrückt wie das Feuer, mit dem wir kochen oder das uns wärmt, aber mit dem man eben auch ein Haus anzünden kann.

2. Wunsch: Dekarbonisierung und Speicherinnovationen

Um den Klimawandel zu verlangsamen, braucht es den Ausbau erneuerbarer Energien

Solarmodule und Windturbinen werden 2025 immer effizienter und kostengünstiger. Erfreuliche Fortschritte gibt es auch bei der Speicherung von überschüssiger Energie, um eine stabile Energieversorgung unabhängig von Sonne und Wind zu gewährleisten.

Als große Energiespeicher werden sich perspektivisch chemische Speicher (herkömmliche Batterien, Redox-Flow-Batterien, Superkondensatoren und Wasserstoff) oder physikalische Speicher (Schwungräder, Pumpspeicher und Druckluft) durchsetzen.

In der Automobilbranche könnten 2025 die ersten Feststoffbatterien, also Lithium-Ionen-Akkus mit festen Elektrolyten, auf den Markt kommen. Die sind leistungsstark, lassen sich viel schneller aufladen, sind leichter und halten länger.

Wünschenswert wären aber auch alternative Batterietypen, die ohne seltene und teure Elemente wie Lithium und Kobalt auskommen. Noch sind Zink-, Magnesium- oder Aluminium-Ionen-Batterien sowie Zink-Luft-Batterien nicht so leistungsstark wie Lithum-Batterien. Anders als diese benötigen sie jedoch nur Ressourcen, die weit verbreitet sind. Und einige Natrium-Schwefel- bzw. Redox-Flow-Batterien werden bereits erfolgreich eingesetzt. 

3. Wunsch: Entschlüsselung der Tierkommunikation mittels KI

So wunderschön und verschieden die menschlichen Sprachen auch sind, letztlich bestehen Sprachen vor allem aus regelmäßigen Mustern. Und da Künstliche Intelligenz Muster besonders gut erkennen und reproduzieren kann, könnte bald ein Menschheitstraum in Erfüllung gehen: Endlich verstehen wir Walgesänge, Vogelgezwitscher oder Affenrufe. Im nächsten Schritt können wir lernen, mit Tieren zu kommunizieren.

Dies würde das menschliche Bewusstsein als angebliche "Krone der Schöpfung" fundamental verändern. So wie wir Menschen durch die Astronomie verstanden haben, dass die Erde nicht das Zentrum des Universums ist. Allerdings sollten wir uns darauf gefasst machen, dass uns nicht unbedingt gefällt, was die Tiere zu sagen haben.

Schimpanse
Verschiedene Primaten geben Alarmrufe von sich, die sich je nach Tier unterscheiden; Schimpansen rufen sich satzähnliche Laute zu.Bild: Wegner/imageBROKER/picture alliance

4. Wunsch: Kampf den Deepfakes und der Desinformationen

Deepfakes und Desinformationen stellen eine große Gefahr für die Gesellschaft dar, weil sie die öffentliche Meinung und politische Prozesse negativ beeinflussen.

Durch den Einsatz von KI hat nicht nur das Ausmaß an Desinformation drastisch zugenommen. Es wird auch immer schwieriger, zwischen wahren, authentischen Inhalten und künstlich geschaffenem, manipuliertem Content zu unterscheiden.

Wünschenswert wäre die Einführung von KI-Systemen, die in Echtzeit Desinformationen und Deepfakes erkennen und beseitigen können. Das wird zwar ein endloses Katz- und Mausspiel bleiben, aber das sollte uns die Sicherheit wert sein.

5. Wunsch: Impfungen gegen Krebs

Wir können uns zwar nicht direkt gegen Krebs impfen lassen, aber gegen Infektionen, die bestimmte Krebsarten auslösen. Zwei wirksame Impfungen gibt es bereits: Der gefährliche Gebärmutterhalskrebs wird durch Humane Papillomaviren (HPV) ausgelöst. Und Lebertumoren werden durch Hepatitis B-Viren hervorgerufen.

In der Corona-Pandemie konnten durch die mRNA-Technologie innerhalb weniger Monate hochwirksame Impfstoffe gegen den SARS-CoV-2-Erreger entwickelt werden. Auch der Krebs-Forschung hat die mRNA-Technologie völlig neue Impulse verliehen. 

Wünschenswert wäre, wenn es in naher Zukunft auch Impfungen gegen Hautkrebs (Melanom), Lungenkrebs, Brustkrebs und Bauchspeicheldrüsenkrebs gäbe.

CRISPR/Cas-Methode
Die CRISPR/Cas-Technologie ist eine molekularbiologische Methode, mit der sich DNA präzise schneiden und verändern lässt.Bild: Gregor Fischer/dpa/picture alliance

6. Wunsch: Hilfreiche Genmanipulationen mittels CRISPR-Technologie

"Genmanipulationen" haben nicht zwangsläufig etwas mit unnatürlichen Pflanzen oder Designer-Babys zu tun. Hier wäre ein Umdenken wünschenswert. Da der Klimawandel drastische Auswirkungen haben wird und die Weltbevölkerung weiter anwächst, brauchen wir neue Nutzpflanzen, die widerstandfähiger gegen Umwelteinflüsse und Schädlinge sind.

Dabei wird die Landwirtschaft von der revolutionären CRISPR-Technologie profitieren. Dies kann die Nahrungsmittelversorgung auch in den vom Klimawandel besonders betroffenen Gebieten sicherstellen. 

In der Medizin werden dank des Gen-Editing-Tools bereits in naher Zukunft genetisch bedingte Krankheiten wie die Sichelzellenanämie oder Mukoviszidose geheilt werden. Außerdem werden damit bereits passgenaue Gentherapien für Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Typ 2, Krebserkrankungen, HIV-Infektionen oder Malaria entwickelt.

7. Wunsch: Bezahlbare Medizin für Alle

Dass heutzutage noch Menschen hungern oder sogar verhungern, ist beschämend. Ebenso beschämend ist, dass es hochwirksame Medikamente gibt, die sich viele aber nicht leisten können. Der fehlende Zugang zu diesen lebensrettenden Medikamenten in ärmeren Ländern ein altes Übel.

Aids, Tuberkulose oder Hepatitis C könnten auch im globalen Süden wirksam bekämpft werden, aber weiterhin verhindern Patente und die daraus resultierenden hohen Preise für bestimmte Wirkstoffe einen flächendeckenden Einsatz von Medikamenten.

Sicherlich, medizinische Forschung und Entwicklung muss sich auch für Institute und Pharmakonzerne lohnen. Für eine weltweit gerechte Arzneimittelversorgung wären aber eine Loslösung der Entwicklungskosten vom Verkaufspreis und neue Forschungsansätze wünschenswert.

 

DW Mitarbeiterportrait | Alexander Freund
Alexander Freund Wissenschaftsredakteur mit Fokus auf Archäologie, Geschichte und Gesundheit@AlexxxFreund