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Politik

Sind deutsche Bahnhöfe sicher?

30. Juli 2019

Vor einer Woche wird eine Frau vor einen Zug gestoßen - jetzt ist ein achtjähriger Junge das Mordopfer. In der Politik mehren sich Forderungen nach mehr Sicherheit. Der Bundesinnenminister beruft eine Krisensitzung ein.

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Attacke im Frankfurter Hauptbahnhof
Ermittler sichern Spuren an dem ICE, der einen achtjährigen Jungen überrollte Bild: picture-alliance/dpa/A. Arnold

Wie kann die Sicherheit der Passanten an Bahnhöfen verbessert werden? Diese Frage stellen sich Experten und Politiker nach dem Tod eines vor einen einfahrenden ICE-Zug gestoßenen Kindes in Frankfurt am Main. Der SPD-Verkehrspolitiker Martin Burkert beklagt in der "Bild"-Zeitung eine unzureichende Aufsicht an Bahnsteigen. Zudem fehle es dort an Bundespolizisten. Der FDP-Bundestagsabgeordnete Torsten Herbst sagt dem Blatt, eine "noch gezieltere Videoüberwachung und mehr Sicherheitspersonal auf den Bahnhöfen" würden das Sicherheitsniveau erhöhen.

Technische Sperren, Bahnsteige nur für Ticketinhaber ...

Dem widerspricht der stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Jörg Radek, in Teilen. Er warnt, solch "grauenhafte Verbrechen" würden sich nicht durch mehr Polizisten verhindern lassen. Radek fordert stattdessen, "über den Einbau technischer Sperren zu diskutieren, die den Zugang zu Gleisen erst ermöglichen, wenn der Zug bereits steht". Solche Vorrichtungen gebe es etwa an bestimmten Gleisen in Londoner Bahnhöfen.

Attacke im Frankfurter Hauptbahnhof
Blumen im Gedenken an das junge Opfer Bild: picture-alliance/dpa/A. Arnold

Die Deutsche Bahn weist darauf hin, Forderungen, Bahnsteige nur noch für Ticketinhaber betretbar zu machen, seien zwar nachvollziehbar. Dies würde aber Hunderte Millionen Euro kosten und zu Schlangen an den Bahnsteigen führen. Auch der Fahrgastverband "Pro Bahn" erklärt, eine solche Forderung sei "logistisch kaum umzusetzen".

"Nie zu nah an einem Gleis"      

Die Verkehrspolitikerin der Grünen, Valerie Wilms, rät Fahrgästen, sich niemals zu nah an ein Gleis zu begeben. "Wenn sich alle an die Regeln halten, reichen diese Maßnahmen für eine sichere Benutzung der Bahnsteige aus", sagt sie der "Bild"-Zeitung.

Attacke im Frankfurter Hauptbahnhof
Polizisten am Frankfurter Hauptbahnhof Bild: picture-alliance/dpa/A. Arnold

Ein Mann hatte am Montagvormittag am Frankfurter Hauptbahnhof einen Achtjährigen und seine Mutter ohne erkennbares Motiv vor einen einfahrenden ICE-Zug ins Gleisbett gestoßen. Das Kind starb, die Mutter konnte sich retten. Ein ebenfalls angegriffener Mann konnte sich in Sicherheit bringen, ohne auf die Gleise zu stürzen.

Der mutmaßliche Täter, ein 40-jähriger Eritreer, der seit 2006 in der Schweiz leben soll, schweigt bislang. Er wird laut Staatsanwaltschaft an diesem Dienstag dem Haftrichter vorgeführt. Die Polizei sucht via Twitter nach weiteren Zeugen und Hinweisen.

Seehofer berät sich mit Sicherheitsbehörden 

Bundesinnenminister Horst Seehofer unterbrach seinen Urlaub. Er wird sich "angesichts mehrerer schwerwiegender Taten in jüngster Zeit" in Berlin mit den Chefs der Sicherheitsbehörden beraten. Die Ergebnisse will er anschließend in einer Pressekonferenz vorstellen.

Der Frankfurter Mord erinnert an einen Angriff, der sich am 20. Juli am Bahnhof Voerde in Nordrhein-Westfalen ereignet hatte: Auch dort hatte ein Mann eine Frau ohne erkennbares Motiv vor einen Zug gestoßen. Die Mutter einer Tochter wurde getötet.

Im Januar kam es an einer S-Bahn-Station in Nürnberg zum Streit zwischen vier Jugendlichen. Zwei 16-Jährige wurden im Gerangel von den anderen beiden ins Gleisbett geschubst. Ein heranrasender Durchgangszug erfasste die beiden. Sie waren sofort tot.

se/rb (dpa, afp, ard)