Stimmung in deutschen Unternehmen besser
24. September 2020Die Stimmung der Unternehmen in Deutschland hellt sich den fünften Monat in Folge auf. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg im September auf 93,4 Punkte von 92,5 Zählern im Vormonat, wie das Münchner Institut am Donnerstag mitteilte. "Die deutsche Wirtschaft stabilisiert sich trotz steigender Infektionszahlen", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Die Manager beurteilten den Ausblick für ihre Geschäfte und ihre Lage günstiger als zuletzt. "Die deutsche Wirtschaft bewegt sich derzeit sicher in unruhigen Pandemie-Gewässern", sagte Ifo-Konjunkturexperte Klaus Wohlrabe zu Reuters. "Ernüchterung hat sich bei einigen Dienstleistern breitgemacht, vor allem in der Reisebranche und im Gastgewerbe." Hier drückten steigende Infektionszahlen auf die Stimmung.
"Was nach dem Lockdown im Frühjahr aufgeholt werden konnte, wurde aufgeholt", sagte LBBW-Chefvolkswirt Uwe Burkert. "Dort, wo es schwieriger ist, wird es auch noch eine ganze Weile so bleiben, vor allem im Dienstleistungssektor." Entscheidend ist laut Experten der weitere Verlauf der Virus-Pandemie. "Durch erneut steigende Corona-Ansteckungszahlen und lokale Lockdowns besteht erhebliches Enttäuschungspotenzial", warnte Bastian Hepperle vom Bankhaus Lampe. "Nach den ersten Erfolgen gestaltet sich die wirtschaftliche Erholung zunehmend zäher."
Anstieg der Corona-Fälle sorgt für Unsicherheit
Im Verarbeitenden Gewerbe verbesserte sich die Stimmung spürbar. Deutlich weniger Unternehmen schätzten ihre Situation schlecht ein. "Zudem erwarteten mehr Industriefirmen, dass sich ihre wirtschaftliche Lage weiter verbessern wird", erklärte Fuest. Vor allem die Elektroindustrie sei optimistisch.
Im Dienstleistungssektor jedoch ging der Index zurück, nach zuletzt vier Anstiegen in Folge. Im Handel zog die Stimmung an. Viele Firmen gingen von einer weiteren Belebung in den kommenden Monaten aus. Auch am Bau läuft es derzeit rund. "Der Indikator zur aktuellen Lage kletterte auf den höchsten Wert seit März dieses Jahres." Der Ausblick sei weiter pessimistisch, aber etwas weniger als im August.
Die deutsche Wirtschaft war im Frühjahr wegen der Corona-Krise in Rekordtempo um 9,7 Prozent eingebrochen. Ökonomen und Bundesregierung erwarten für das zu Ende gehende Sommer-Quartal ein kräftiges Wachstum, das Ifo-Institut etwa rechnet mit einem Plus von 6,6 Prozent. Dennoch dürfte es im Gesamtjahr 2020 eine kräftige Rezession mit einem Wirtschaftseinbruch von fünf bis sechs Prozent geben. Zudem sorgt der Anstieg der Corona-Fälle in Deutschland und bei wichtigen Handelspartnern für Unsicherheit in der Wirtschaft.
hb/dk (afp,dpa,rtr)