Stromausfall in Nordost-Amerika
15. August 2003In New York strömten an dem heißen Sommernachmittag des Donnerstag (14.8.2003) Zehntausende auf die Straße. Viele Menschen steckten in Fahrstühlen fest. U-Bahn und Züge blieben stecken, das Telefonnetz funktionierte nur teilweise. Insbesondere der Ausfall der Sendeanlagen für Mobiltelefone führte zu langen Schlangen vor den öffentlichen Telefonzellen. In vielen Gebäuden gingen die Alarmanlagen los; im UN-Gebäude mussten Tausende von Mitarbeitern nach Hause geschickt werden. Auch das Börsengeschehen in der Wall Street war betroffen.
Stromausfälle sorgen für Chaos
Der Grund: Ein Ausfall in einem E-Werk der Consolidated Edison in Manhattan hat einen Dominoeffekt im Stromnetz ausgelöst, wie die US-Energiebehörde mitteilte. Daraufhin sei das Übertragungsnetz Niagara Mohawk überlastet gewesen und zusammengebrochen. Von dem totalen Stromausfall waren neben den US-Großstädten New York, Detroit und Cleveland auch die kanadischen Metropolen Ottawa und Toronto betroffen.
Die betroffenen Städte sind im Verkehrschaos versunken, da sämtliche Ampeln ausgefallen sind. Die Krankenhäuser mussten auf Notstromversorgung umschalten. Der Flugverkehr wurde nach Angaben der US-Luftfahrtbehörde an sechs Flughäfen ausgesetzt. Betroffen sind drei Flughäfen im Großraum New York, einer in Cleveland sowie die Flughäfen von Toronto und Ottawa. Zunächst waren die Airports noch über Notaggregate versorgt worden. Flugzeuge, die bereits in der Luft seien und diese Städte ansteuerten, dürften noch landen oder würden umgeleitet. Noch nicht gestartete Maschinen in diese Städte müssten am Boden bleiben.
Notstand ausgerufen
Die Menschen in New York standen mit Transistorradios an den Straßenecken und hörten in lokalen Rundfunksendern neueste Informationen zur Lage. Erste Beruhigung kam durch eine Pressekonferenz des Bürgermeisters sowie durch Lautsprecherdurchsagen der Polizei, wonach es sich nicht um einen Terror-Anschlag handelt. "Ich kann 100-prozentig sagen, dass es derzeit keinen Hinweis auf irgendeinen Terroranschlag gibt", versuchte New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg die Bürger in einer Rundfunkansprache zu beruhigen. Es gebe weder Plünderungen oder andere kriminelle Aktivitäten noch Unfälle, sagte Bloomberg weiter. Die Wasserversorgung sei gesichert, und der Notruf funktioniere trotz des Stromausfalls.
Auch die US-Regierung schließt einen terroristischen Hintergrund der Ereignisse aus. Es ist allerdings möglich, dass bis zur Wiederherstellung der Stromversorgung noch Stunden vergehen. Die Stadt New York richtet nach Bloombergs Angaben Notunterkünfte für Bewohner ein, die ihre Häuser und Wohnungen nicht erreichen könnten. Die Brücken nach New York wurden für den Verkehr stadteinwärts gesperrt. New Yorks Gouverneur Michael George E. Pataki hat nach dem gewaltigen Stromausfall für den Bundesstaat inzwischen den Notstand erklärt. Dennoch zeigt sich New Yorks Bürgermeister Bloomberg zuversichtlich, dass die Stromversorgung "innerhalb einiger Stunden" wieder hergestellt werden kann. (am)