Studenten in Chile setzen Proteste fort
25. April 2012Es war die erste große Demonstration für Reformen im Bildungsbereich seit Jahresbeginn. Allein in der Hauptstadt Santiago de Chile kamen nach Angaben der Polizei 25.000 Studenten und Schüler zu Protesten zusammen. Die Organisatoren schätzten die Teilnehmerzahl doppelt so hoch ein, wie die Online-Ausgabe der Zeitung "La Tercera" berichtete. Die Kundgebung verlief weitgehend friedlich. Zum Abschluss griffen vermummte Jugendliche jedoch Polizisten an.
Die Reformen gehen nicht weit genug
Auch in anderen Städten des Landes forderten tausende Menschen bei kleineren Kundgebungen eine Fortsetzung der im vergangenen Jahr - nach teils gewalttätigen Großprotesten - begonnenen Reformen. Den Studenten gehen erste Schritte des konservativen Staatschefs Sebastián Piñera nicht weit genug. Dieser hatte am Mittwoch angekündigt, dass die 60 Prozent Studenten aus einkommensschwächeren Familien Stipendien bekommen sollen. Abgesehen von den zehn Prozent Studenten aus reicheren Familien sollen die übrigen Hochschüler Kredite zu einem Zinssatz von zwei Prozent aufnehmen können. Bisher zahlten die Studenten sechs Prozent Zinsen.
Mehr als 40 Protestmärsche
Die chilenischen Studenten und Schüler fordern mit ihren Demonstrationen seit Mai 2011 eine Bildungsreform und mehr Geld für Schulen und Universitäten. Im vergangenen Jahr organisierten sie mehr als 40 Protestmärsche, an denen sich teilweise mehr als 100.000 Menschen beteiligten. Auch im laufenden Jahr fanden bereits mehrere kleinere Kundgebungen statt.
Die andauernden Studentenproteste haben nach Umfragen im vergangenen Jahr der Regierung Piñeras schwer geschadet. In Chile sollen im Oktober Kommunalwahlen und 2013 Präsidentenwahlen stattfinden.
pg/se (dpa, afp)