Terminverwirrung zum Fastenmonat
5. Oktober 2005Mit dem Sonnenuntergang hat für alle gläubigen Muslime weltweit der heilige Fastenmonat Ramadan begonnen, denn die Erscheinung des Neumondes markiert dessen Beginn. Doch der genaue Zeitpunkt ist überall ein anderer, je nach geographischem Aufenthaltsort des Gläubigen. In Deutschland führt dies mitunter zu Verwirrung, wie Rafet Öztürk von der Türkisch-Islamischen Religionsgemeinschaft in Köln erklärt:
"Im Grunde ist das eine Überlieferung vom Propheten Mohammed. Und diese Überlieferung besagt, dass man mit dem Fasten beginnen soll, wenn man den Neumond gesehen hat." Für die Gläubigen in islamischen Ländern ist ohnehin klar, wann das gemeinschaftliche Fasten losgeht. Uneinigkeit herrscht indes in der Diaspora: Etwa in Deutschland orientieren sich einige Muslime am Neumond, andere hingegen übernehmen das Datum ihrer Herkunftsländer, auch wenn diese in einer anderen geographischen Zeitzone liegen.
Moderne vs. Traditionalisten
Früher kletterten Muslime sogar auf Berggipfel, um nach dem Neumond Ausschau zu halten. Heute setzen sie meist moderne astronomische Instrumente ein - auch in Deutschland. Daran hält sich auch Oztürk: "Wir sind in einem Zeitalter, wo wir alle Bewegungen des Mondes schon vorher exakt berechnen können. Darum ist es auch kein Problem für uns Muslime, wenn von einer Sternwarte aus festgelegt wird, wann der Ramadan beginnt.
Viele Muslime und islamische Organisationen in Deutschland richten sich daher nach dem in einem einfachen Kalender festgelegten Datum des Neumondes und beginnen dann ihr Fasten. Andere allerdings führen die Tradition ihrer Herkunftsländer weiter, wie Baschir Dultz von der Deutschen Muslim-Liga in Bonn erklärt: "Es sind ja nicht alle Muslime in diesem Land in Verbänden oder Vereinen organisiert und die richten sich einfach nach den Bräuchen ihrer Herkunftsländer."
Sichtungsrat für einheitlichen Beginn
Das führt dann zu zeitlichen Verschiebungen, denn in Ländern wie der Türkei, Ägypten oder Saudi-Arabien beginnt der Ramadan oft einen Tag früher als in Europa - bedingt durch die östlichere Lage. So kam es schon in der Vergangenheit häufig vor, dass Muslime in Deutschland zu unterschiedlichen Zeiten ihr Fasten begannen: Dies führte dann besonders an den Festtagen am Ende des Ramadan zu Verwirrung: Während die einen schon feierten, saßen die anderen noch zu Hause und schmachteten.
Um einen einheitlichen Fastenanfang in Deutschland zu garantieren, haben sich mehrere islamische Organisationen vor wenigen Jahren zu einem so genannten "Sichtungsrat" zusammengeschlossen: Dieser bestimmt nach einem vorgegebenen Verfahren den exakten Auftaktzeitpunkt für das Fasten. Wichtig ist dabei die bestimmte Konstellation, die der Mond im Verhältnis zu Erde und Sonne haben muss, die so genannte "Konjugation".
Exakte Terminberechnung
Dafür werden sie von Astronomen unterstützt und sprechen sich zusätzlich mit den Experten in den Hauptstädten der unterschiedlichen islamischen Herkunftsländer ab. Komplett durchgesetzt hat sich diese Berechnungsweise aber noch lange nicht. Deshalb dürfte der Ramadan in Ländern wie Deutschland auch künftig oft an zwei unterschiedlichen aufeinanderfolgenden Tagen beginnen. Je nachdem, ob der Gläubige sich am "europäischen" oder "nahöstlichen" Neumond orientiert.