Türken starten umstrittene Ölbohrung im Norden Zyperns
26. April 2012Der türkische Energieminister Taner Yildiz ließ es sich nicht nehmen, bei der ersten Bohrung der staatlichen türkischen Ölgesellschaft TPAO in der nur von Ankara anerkannten Türkischen Republik Nordzypern persönlich dabei zu sein. Beim Auftakt der Arbeiten bei Famagusta (türkisch: Gazi Magusa) sicherte er der türkischen Volksgruppe auf der geteilten Mittelmeerinsel vor Fernsehkameras weitere politische Unterstützung zu. An der Zeremonie nahm auch der türkisch-zyprische Volksgruppenführer Dervis Eroglu teil.
Die Bohrarbeiten sollten etwa sechs Monate dauern und bis in 3000 Meter Tiefe führen, berichtete die türkische Nachrichtenagentur Anadolu am Donnerstag. Ein Regierungssprecher der Republik Zypern sprach von einem illegalen Akt. Die Bohrarbeiten zeigten "einen Mangel an Willen, eine Lösung für das Problem Zypern zu erreichen".
Insel seit 1974 geteilt
Die Insel Zypern ist seit einem griechischen Putsch und einer anschließenden türkischen Militärintervention im Jahr 1974 geteilt. Im Norden wurde die Türkische Republik Nordzypern ausgerufen, die nur von der Türkei anerkannt wird. Im Süden liegt die griechisch dominierte Republik Zypern, die aber die gesamte Insel international vertritt und auch Mitglied der Europäischen Union ist.
Die Republik Zypern hat mit den Mittelmeer-Anrainern Libanon, Israel und Ägypten Abkommen über Ausschließliche Wirtschaftszonen geschlossen. Damit wurden - vereinfacht gesagt - am Meeresboden Grenzen gezogen. In den so festgelegten Gebieten erhalten die angrenzenden Staaten besondere Rechte, darunter das Recht auf Ausbeutung von Öl- und Gasvorkommen.
Ankara geißelt zyprischen Vorstoß
Die Regierung in Ankara hat jedoch protestiert, weil die griechische Seite im Vorjahr mit der Ausbeutung von Bodenschätzen begonnen hatte, noch bevor es zu einer Friedenslösung zwischen Griechen und Türken auf der Insel gekommen ist. Die Türkei traf mit Nordzypern eine Vereinbarung, die der Ölgesellschaft TPAO ein Recht zur Suche nach Öl- und Erdgasvorkommen auf der türkischen Inselseite und in den Küstengewässern einräumt.
Nicht nur beim Streit um Bodenschätze, sondern auch bei den Friedensgesprächen sind die Fronten verhärtet. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat jüngst wegen fehlender Fortschritte eine geplante internationale Zypern-Konferenz abgesagt. Anfang Januar hatte Ban beide Parteien aufgefordert, ihre Gespräche bis zum 1. Juli erfolgreich abzuschließen. Im Falle von Fortschritten war eine internationale Konferenz für Ende April oder Anfang Mai angepeilt gewesen. Ban warnte, dass die Übernahme der EU-Ratspräsidentschaft durch die Republik Zypern am 1. Juli 2012 eine Lösung erschweren könnte.
kle/sc (dpa, afp)