Ukraine will in die EU ohne Russland zu verprellen
23. Februar 2005Es sei seiner Auffassung nach nicht möglich, in Richtung Europa zu gehen, ohne gute Beziehungen zu Russland zu unterhalten, sagte der ukrainische Präsident Viktor Juschtschenko am Mittwoch (23.2.2005) in Brüssel nach einem Gespräch mit EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso. Deshalb wolle die Ukraine parallel zum Ausbau ihrer Beziehungen zur Europäischen Union ihre historischen Bindungen mit Russland aufrechterhalten.
Handelserleichterungen und Reformen
In dem Gespräch über die Umsetzung des am Montag von den EU-Außenministern angenommenen Aktionsplans für die Ukraine ging es laut Barroso um die Wirtschaftsreformen des Landes, die Aussichten für eine gemeinsame Freihandelszone und Vereinfachungen bei der Visa-Vergabe. Barroso wird Juschtschenko im Laufe dieses Jahres einen Gegenbesuch in Kiew abstatten.
EU-Mitgliedschaft
Vor den EU-Abgeordneten in Straßburg warb Juschtschenko anschließend eindringlich für eine Aufnahme seines Landes in die EU. Sein Land brauche diese "Perspektive, diese Vision", sagte er vor dem Europaparlament, wo der Anführer der "orangefarbenen Revolution" mit begeistertem Applaus und stehenden Ovationen empfangen wurde. Die Ukraine sei fest in der Geschichte, Kultur und der Wertegemeinschaft Europas verankert. Ein Assoziierungsabkommen mit der EU solle der erste Schritt sein. Letzlich sei aber die Integration in die EU für sein Land "der einzige Weg", und seine Regierung werde alles daransetzen, den Weg dahin zu ebnen, betonte Juschtschenko.
Bereits vor seiner Reise hatte er angekündigt, sein Land werde sich auf Dauer nicht mit der von der EU angebotenen engen Partnerschaft zufrieden geben und wolle spätestens 2007 Verhandlungen über eine Vollmitgliedschaft aufnehmen. Der Wunsch nach Beitrittsverhandlungen wurde in Brüssel bislang jedoch reserviert aufgenommen. (mik)