UN-Bericht: Im Iran 2024 noch mehr Menschen hingerichtet
7. Januar 2025Der Menschenrechtskommissar der Vereinten Nationen, Volker Türk, hat sich besorgt über die steigende Zahl von Hinrichtungen im Iran geäußert. Wie sein Büro in Genf mitteilte, wurden im vergangenen Jahr mindestens 901 Todesurteile in der Islamischen Republik vollstreckt. Allein in einer Woche im Dezember waren es demnach rund 40 Hinrichtungen. Gegenüber dem Vorjahr nahmen die Exekutionen um fast 50 Fälle zu. Auch die Zahl hingerichteter Frauen stieg.
Türk nannte den Trend "zutiefst beunruhigend". Es sei "höchste Zeit, dass der Iran dieser immer weiter anschwellenden Flut von Hinrichtungen Einhalt gebietet", erklärte der Menschenrechtskommissar. Die Todesstrafe sei unvereinbar mit dem Grundrecht auf Leben und berge das inakzeptable Risiko, dass Unschuldige hingerichtet würden. Türk forderte die iranischen Behörden auf, alle weiteren Exekutionen zu stoppen und die Todesstrafe langfristig abzuschaffen.
Im iranischen Recht werden Straftaten wie Mord, Drogenhandel, Vergewaltigung und sexueller Missbrauch mit der Todesstrafe geahndet. Den UN-Angaben zufolge wurden im vergangenen Jahr die meisten Hinrichtungen wegen Drogendelikten vollstreckt. Todesurteile wurden aber auch gegen Dissidenten und Menschen vollzogen, "die mit den Protesten von 2022 in Verbindung standen". Damals hatte der Tod der in Haft gestorbenen Kurdin Mahsa Amini Massenproteste im Land ausgelöst.
Der Iran vollstreckt jährlich so viele Hinrichtungen wie kein anderes Land der Welt - dies gilt allerdings nur mit Blick auf öffentlich bekannte Fälle. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International geht nach eigener Darstellung davon aus, dass die Zahl der Exekutionen in China noch deutlich höher liegt. Für die Volksrepublik gibt es ebenso wie für Nordkorea und Vietnam keine verlässlichen Zahlen zur Anwendung der Todesstrafe.
ch/jj (kna, afp)