"Vatileaks": Kammerdiener des Papstes festgenommen
25. Mai 2012Vatikansprecher Federico Lombardi sagte, dass der von der vatikanischen Gendarmerie festgenommene Mann ein Nichtkleriker sei. Der Mann habe für den Papst in dessen Wohnung im Apostolischen Palast gearbeit, hieß es am Freitag aus hohen Vatikan-Kreisen. Zuvor hatten Medien berichtet, der Mann sei im Besitz vertraulicher Dokumente gewesen.
Verdächtiger begleitete Benedikt im Papstmobil
Der Verdächtige hatte Zugang zu den streng abgeriegelten Privaträumen des Oberhaupts der römisch-katholischen Kirche und war mit den Vorgängen dort bestens vertraut. Er bediente den Papst bei Tisch, begleitete ihn im Papamobil, und überreichte Würdenträgern, die das Kirchenoberhaupt aufsuchen, den Rosenkranz. Ende April setzte Benedikt XVI. eine Untersuchungskommission aus drei pensionierten Kardinälen ein, um die undichten Stellen zu finden.
In dem in Anlehnung an das Enthüllungsportal Wikileaks "Vatileaks" genannten Skandal waren italienische Medien Anfang des Jahres mit vertraulichen Kirchendokumenten versorgt worden: Teilweise handelte es sich um persönliche Briefe an den Papst. In einigen Unterlagen ging es um Vorwürfe der Korruption, des Missmanagements, der Vetternwirtschaft und um Kritik an der Führung der Vatikanbank.
Chef der Vatikanbank reicht Rücktritt ein
Deren Chef, Ettore Gotti Tedeschi, war nach einem einstimmigen Misstrauensvotum des Aufsichtsrats am Donnerstagabend zurückgetreten. Der Bankmanager, der mehr Transparenz in die Bankgeschäfte bringen sollte, habe trotz wiederholter Mahnungen "bestimmte Aufgaben von vordringlicher Wichtigkeit nicht ausgeführt", teilte der Vatikan mit, ohne weitere Details zu nennen. Interimspräsident soll der deutsche Banker und derzeitige IOR-Vizepräsident, Ronaldo Hermann Schmitz, werden.
Tedeschi, der unter anderem bei der spanischen Santander-Bank für das Italien-Geschäft zuständig gewesen war, hatte 2009 Angelo Caloia als Präsident der Vatikanbank abgelöst und sollte die Bank erneuern. Vor zwei Jahren warfen römische Ermittler ihm und dem Generaldirektor des Istituto per le Opere di Religione (IOR), Paolo Cipriani, vor, gegen Anti-Geldwäsche-Standards verstoßen zu haben. Die Ermittlungen wurden aber eingestellt. Papst Benedikt XVI. erließ daraufhin ein Maßnahmenpaket gegen Geldwäsche. Der Vatikan hat eine Verwicklung der Bankleitung in dunkle Machenschaften stets bestritten.
GD/nis (kna, dpa, rtr)