Very british: Schräger Wahlkampf in Großbritannien
Wahlkampf ist dröge und im Grunde immer dieselbe Leier? Nicht in Großbritannien, wo heute das Unterhaus gewählt wird. Vorher gaben die Kandidaten noch mal alles - inklusive Kellnern, Boxen und Bungee-Jumping.
Hoch das Bein!
Kurz vor der vorgezogenen Parlamentswahl in Großbritannien am 4. Juli wählt Ed Davey einen eher ungewöhnlichen Weg, um Aufmerksamkeit für seine Partei zu erlangen: Der Chef der Liberaldemokraten tanzt Anfang Juli bei einem Zumba-Kurs in Wokingham.
Vorsicht, Verbrennungsgefahr!
Heiß und fettig: Rishi Sunak hilft während einer Wahlkampfveranstaltung in Buckinghamshire bei McDonald's aus. Retten wird das den britischen Premierminister vermutlich nicht: Alle Umfragen sehen Sunaks Tories weit abgeschlagen hinter der sozialdemokratischen Labour-Partei, die auf einen Erdrutschsieg zusteuert.
Auf Töpfer- und Siegeskurs
Kein Wunder, dass Keir Starmer (rechts) angesichts der Prognosen gut lachen hat: Die Umfragen sagen seiner Labour-Partei 40 Prozent der Stimmen voraus - doppelt so viele wie den Konservativen, die das Vereinigte Königreich seit 14 Jahren regieren. Im Wahlkampf gab sich Starmer trotzdem Mühe: Hier besucht er eine traditionelle Töpferei in Stoke-on-Trent.
Kurioser Kampf
Gescheiterter Balanceakt: Ed Davey stürzt bei einer Wahlkampfveranstaltung in einem Wasserpark von einem Parcours. Seine Liberaldemokraten hoffen, nicht genauso abzustürzen. Sie wollen von der auf der britischen Insel herrschenden Politikverdrossenheit profitieren und Stimmen der großen Parteien abgreifen; Umfragen sehen sie bei rund zehn Prozent.
Wasser-Wahlkampf
Auch sonst landet der Liberaldemokraten-Chef während des Wahlkampfs öfter mal im kühlen Nass, so wie hier bei einer Surfstunde in Cornwall. Das ist kein Zufall: Davey thematisierte im Wahlkampf die Verschmutzung englischer Gewässer durch ungeklärte Abwässer und forderte die Ausrufung eines nationalen Umweltnotstands.
Rechtsausleger
Am letzten Tag vor den Wahlen liefert sich Nigel Farage einen Showkampf mit Schwergewichtsboxer Derek Chisora. Seine rechtspopulistische Partei Reform UK dürfte erstmals ins Unterhaus einziehen, ihr werden 16 Prozent der Stimmen prognostiziert. Expertinnen und Experten rechnen damit, dass die ehemalige Brexit-Partei die Konservativen viele Stimmen am rechten Rand kosten wird.
Premier auf verlorenem Posten
Premier Sunak ging unter anderem mit dem Cricket-Schläger auf Stimmenfang. Nach allgemeiner Auffassung hat der 44-Jähirige allerdings einen schlechten Wahlkampf geführt: Unter anderem verließ er die Feiern zum 80. Jahrestag des D-Days vorzeitig. Außerdem gilt Sunak als Technokrat mit wenig Gespür für Menschen: Einen Obdachlosen in einer Suppenküche fragte er, was er "am Wochenende vorhabe".
Einmal Politikwechsel, bitte!
Noch serviert Labour-Kandidat Starmer Drinks in Nottinghamshire, bald ist er vermutlich Premierminister Großbritanniens. Labour punktet weniger mit eigenen Inhalten, sondern profitiert vor allem von der Unbeliebtheit der Konservativen: Zahlreiche Skandale und Affären, insbesondere unter dem ehemaligen Premierminister Boris Johnson, haben das Vertrauen der Menschen in die Tories zerstört.
Politik-Zirkus
Immer schön locker bleiben in der Hüfte: Ed Davey nimmt im schottischen Edinburgh an einem Zirkus-Training teil. Vor Ort zu punkten lohnt sich für die Kandidaten, denn die Sitze im britischen Unterhaus werden per Direktmandat vergeben: Es gewinnt stets die Kandidatin oder der Kandidat mit den meisten Stimmen in einem der 650 Wahlkreise.
Mülleimermann will an die Macht
Auch sonst mangelt es im britischen Wahlkampf nicht an Skurrilitäten: Count Binface, ein selbsternannter intergalaktischer Weltraumkrieger mit einem Mülleimer als Helm, fordert Rishi Sunak in dessen eigenem Wahlkreis im Norden Englands heraus. 2017 trat der Mülltonnenmann bereits gegen Theresa May und 2019 gegen Boris Johnson an. Satire-Kandidaten wie er haben in Großbritannien Tradition.