Vom Musterschüler zum Sorgenkind
18. März 2002Die Kurzbeschreibung: Das Wirtschaftswachstum hat sich verlangsamt, die Inflationsrate ist mit 4,4 Prozent eine der höchsten in der EU. Die Staatsausgaben sind außer Kontrolle geraten.
Brüssel und die EU als Mahnung
Mit einem Haushaltsdefizit von 2,2 Prozent des Bruttoinlandsproduktes ist Portugal weit entfernt von seiner früheren Stellung als Musterschüler der Eurozone. Stattdessen ist das Land wie auch Deutschland nur knapp einem Blauen Brief der EU-Kommission entgangen. Das Haushaltsdefizit war im vergangenen Jahr doppelt so hoch wie von der Regierung eingeplant. Seit dem Beitritt Portugals 1986 zur Europäischen Gemeinschaft ist das Erreichen von EU-Standards das Hauptthema jeder Wahl gewesen. In Schlüsselbereichen hinkt das Land den anderen EU-Mitgliedern jedoch weit hinterher.
Erweiterungskandidaten schon teilweise vor Portugal
Portugal ist eines der ärmsten Länder der Europäischen Union. Der Internationale Währungsfonds (IWF) sagte dem Land für 2002 ein Wirtschaftswachstum von 0,8 Prozent voraus, was weit unter dem Durchschnitt der 15 EU-Länder liegt. EU-Statistiken bescheinigen Portugal bei der Produktivität lediglich ein Wachstum von drei Prozent in 16 Jahren - auch hier ist das Land Schlusslicht und liegt noch hinter den Beitrittskandidaten Slowenien, Ungarn und Tschechien. Nun besteht also die Gefahr, dass Portugal nach der Osterweiterung des Bündnisses sogar noch hinter die neuen Mitglieder zurückfallen könnte. Obwohl der Lebensstandard von 56 Prozent des EU-Levels seit dem Beitritt um fast 20 Prozent gestiegen ist, bleiben massive Unterschiede: Die Einführung des Euros zeigte, dass das Durchschnittseinkommen eines Portugiesen bei 10.843 Euro und damit auf dem niedrigsten Stand innerhalb der EU liegt.