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Glaube an Gott und Götter in der haitianischen Bevölkerung tief verwurzelt

24. Januar 2010

Haiti gilt als das Zentrum für Voodoo-Riten und andere Kulte in Mittelamerika. Die Rituale sind in der afroamerikanischen Religion tief verwurzelt. Und wurden ganz pragmatisch mit dem Katholizismus vermischt.

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Frau mit blutendem Huhn (Foto: Stephan Beckers / Museum der Weltkulturen)
Voodoo-RitualBild: Stephan Beckers/Museum der Weltkulturen

Beten und hoffen: das ist für die meisten Menschen auf Haiti derzeit die einzige Möglichkeit, die Armut, Verzweiflung, Verletzung und den Tod von Angehörigen zu ertragen. Viele versammeln sich zwischen den Ruinen von Kirchen und Gemeindehäusern zu Gottesdiensten und gemeinsamen Gebeten. Denn die Haitianer sind tief religiös. Etwa 55 Prozent der zehn Millionen Einwohner Haitis sind katholisch, fast dreißig Prozent gehören zu evangelischen Kirchen, Baptisten, Pfingstler, Adventisten, Methodisten und ein knappes Prozent sind Anglikaner. Stark vertreten ist aber auch der Voodoo-Kult auf Haiti.

Wurzeln des Voodoo-Kultes liegen in Afrika

"Im Kern ist Voodoo eine afroamerikanische Religion. Sie hat ihre Wurzeln im afrikanischen Benin und kam dann in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in die Karibik", erklärt Dr. Matthias Pöhlmann von der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) in Berlin. Als die Afrikaner in die Sklaverei verschleppt und nach Haiti gebracht wurden, brachten sie auch ihre religiösen Vorstellungen mit, darunter den Voodoo-Kult. Am weitesten verbreitet ist Voodoo auf Haiti, der Dominikanischen Republik und im US-Bundesstaat Louisiana. Bis 1840 war Voodoo auf Haiti sogar Staatsreligion.

Katholische Heilige als Vodoo-Geister

Gott Exú in einer Installation mit verschiedenen Symbolen und Opfergaben in einer Einfriedung (Foto: Stephan Beckers / Museum der Weltkulturen)
Gott Exú in einer InstallationBild: Stephan Beckers/Museum der Weltkulturen

Es gibt im afrokaribischen Raum sehr unterschiedliche Religionen, darunter auch Mischreligionen wie Candomblé. Es ist dabei ein besonderes Charakteristikum dieser afrokaribischen oder afroamerikanischen Religionen, dass sie eine Form von Synkretismus aufweisen. Die Ursprünge kommen aus den afrikanischen Heimatländern, in der Begegnung mit anderen Kulturen, etwa dem Katholizismus, wurden sie dann aber verändert. Die auch auf der Insel Hispanola betriebene Christianisierung sowie das Verbot des Auslebens der eigenen Kultur führten dazu, dass die afrikanischen "Götter" beziehungsweise "Geister" oder "Ahnen" mitunter mit katholischen Heiligen identifiziert wurden, um ohne Sanktionen die Ursprungsreligion ausleben zu können.

Rituale sollen Geister und Ahnen milde stimmen

Im Mittelpunkt der Rituale steht dabei die "Arbeit" mit den "Göttern" bzw. "Geistern" und "Ahnen". Oft bilden sich dabei in den Dörfern und Städten Zentren um einen Priester, der Experte für bestimmte Tätigkeiten wie Initiationen, Kräuterfragen, Opfer, besondere Feiern und Ritual- oder Orakeltechniken ist. "Bei Voodoo geht es um die Vorstellung, dass es einen obersten Schöpfergott gibt und dazwischen so genannte Geister, die Lohas, die in Kontakt zu den Menschen treten", erklärt Pöhlmann. "Das geschieht dadurch, dass etwa in Zeremonien die Geister auch in die Körper von Menschen schlüpfen können - das, was man herkömmlich auch als Trance bezeichnet. Dadurch teilen sich diese Geister mit".

Ziel ist es, dass die Menschen diesen Geistern Verehrung entgegenbringen und Geschenke machen. Im Grunde handelt es sich dabei um ein partnerschaftliches Verhältnis, das zwischen diesen Geistern und den Menschen gepflegt wird. Dabei gibt es Rituale, die nur in bestimmten Zentren durchgeführt werden dürfen, und andere nur an Orten, die einem Geist geweiht sind. Wiederum andere können überall praktiziert werden. Einige Riten wie Arbeiten zur Weiterentwicklung der zu besonderen Trance-Zuständen befähigten "Medien" sind geheim, während wieder andere in aller Öffentlichkeit stattfinden.

Voodoo ist weder Teufels- noch Zombiekult

Oxalufa – der Gott des Friedens und der Schöpfung (Foto: Stephan Beckers / Museum der Weltkulturen)
Oxalufa – der Gott des Friedens und der SchöpfungBild: Stephan Beckers/Museum der Weltkulturen

Die Öffnung der Rituale für Weiße bleibt die Ausnahme in dieser Form der afroamerikanischen Religion. Auch in Deutschland soll es etwa 1000 Anhänger des Voodoo geben. Das Bild afroamerikanischer Religiosität, das indes im Westen vorherrscht, ist von Anfang an geprägt von Vorurteilen. Immer wieder ist dabei von einer "Religion des Bösen", von Menschenopfern, Kannibalismus, Voodoopuppen und Zombies die Rede. Vor allem die US-amerikanische Filmindustrie nutzte die Vorurteile gegen den Voodoo-Kult und konstruierte daraus ein eigenes Horrorgenre. Eine ethnologische Aufarbeitung der Thematik begann erst Ende der 1950er Jahre.

Autor: Peter Kolakowski
Redaktion: Klaus Krämer