Voodoo-Zeremonien in Westafrika
In Europa wird Voodoo belächelt und allenfalls mit kleinen, von Stecknadeln durchbohrten Puppen in Verbindung gebracht. In Westafrika - vor allem in Benin - ist es jedoch eine anerkannte Religion mit eigenem Feiertag.
Bunte Party für die Götter
Lange Partys und spirituelle Zeremonien gehören im Monat Januar im westafrikanischen Benin zum Alltag. Dann werden die alten Voodoo-Götter geehrt. Die Religion ist im Land so anerkannt, dass sie sogar einen eigenen Feiertag hat. In Benin bekennen sich offiziell rund 20 Prozent zur Voodoo-Religion.
Mit den Göttern in Kontakt treten
Typisch für die Feste sind farbenfrohe Kleider, aufwändiger Schmuck und Make-up. Getragen wird das meist von den Fetisch-Priestern. Sie wurden auserwählt, um an geheimen Ritualen teilzunehmen - nach einem komplizierten Prozess gelten sie als "initiiert" und können deshalb mit den alten Göttern in Kontakt treten.
Demut und Respekt
Sobald sich die Initiierten wie hier im Dorf Kpetekpa in der Nähe der Stadt Abomey zeigen, knien viele der übrigen Bewohner vor ihnen nieder. Es ist ein Zeichen von Demut und Respekt. Schließlich haben die Initiierten eine ganz besondere Stellung in der Gesellschaft.
Ehre, Tanz und Gesang
Noch mehr Ehre wird in Kpetekpa allerdings dem heiligen Baum zuteil. Dessen Wurzeln sehen so aus, als ob der Baum längst abgestorben sein müsste. Doch ständig trägt er frische grüne Blätter. Deshalb werden ihm magische Kräfte zugeschrieben. Der Baum, der im Zentrum des Dorfes steht, verkörpert den Voodoo-Gott Zakpata.
Tempel für den König der Erde
Die Einwohner haben ihrem Voodoo-Gott Zakpata auch einen kleinen Tempel errichtet. Die Farben weiß, rot und schwarz symbolisieren den Gott. Zakpata wird gerne Pockengott genannt, häufiger aber König der Erde. Da alles mit der Erde verbunden ist, hat er im Voodoo eine besonders bedeutende Stellung.
Jeder Gott hat seine Aufgabe
Sieht man jedoch eine Anhäufung von Flaschen, Zigarettenschachteln und Süßigkeiten wie bei diesem Voodoo-Priester in der Küstenstadt Ouidah, dann handelt es sich um die Fruchtbarkeitsgöttin Mamiwata. Auch sie ist in Benin beliebt. Meistens wird sie als lebenslustige Frau dargestellt, die mit Geschenken beschwichtigt werden will.
Kleine Beschützer und Glücksbringer
Viele Menschen in Benin haben auch eigene Fetischfiguren zu Hause. Bei Sorgen sprechen sie mit dem Fetisch und bringen ihm kleine Opfer. Häufig ist er aber auch eine Art Glücksbringer - wie dieses Hühner-Skelett vor einem Haus in Grand Popo - und soll das Haus vor Unheil und dunklen Mächten beschützen.
Voodoo als dunkle Macht?
Voodoo wird von Außenstehenden als düstere, unheilbringende Kraft angesehen. Die Anhänger streiten das vehement ab. Wer böse Mächte heraufbeschwört, dem wird auch etwas Schlechtes geschehen. Beliebter sind Zeremonien, die Glück bringen sollen. Nach vielen Gebeten, Schnaps und einem geopferten Huhn überreicht der Priester zwei Ringe, die Schutz auf Reisen bieten und Unfälle verhindern sollen.
Fragen an das Orakel
Konkrete Fragen können aber auch einem Orakel gestellt werden. Orakel sind so beliebt, dass sie häufig als Szene an Häuserwände gemalt werden. Einige Fragen sind tabu, etwa die nach dem eigenen Todestag. Stattdessen kann das Orakel aber durchaus als Ultraschall-Ersatz dienen: Schwangere dürfen fragen, ob sie ein Mädchen oder einen Jungen auf die Welt bringen werden.
Rat von Verstorbenen
Für komplexere Fragen eignet sich der Besuch bei jemandem, der den Kontakt zum Jenseits herstellen kann. Wenn es zum Beispiel um Heirat oder den Verkauf von Land geht, können den Ahnen Fragen gestellt werden. Ein Medium, das bei diesem Gespräch hinter dem Vorhang verborgen ist, versucht, diese Verbindung aufzubauen. Was dabei genau geschieht, bleibt ein Geheimnis.
Der schwierige Draht ins Jenseits
Erst nach dem Gespräch zeigt sich Voodoo-Priesterin Kagodo. Der Frau mit dem runden, freundlichen Gesicht wird die Fähigkeit zugeschrieben, den Draht ins Jenseits zu haben. Kostenlos ist ihr Angebot aber nicht. Für eine Sitzung nimmt sie von Europäern gerne bis zu 60 Euro. Und wenn es nicht klappt, dann rät sie zu einer zweiten Sitzung.
Getrocknete Vögel und Tierschädel
Doch was wäre Voodoo ohne die unzähligen Accessoires, die die Fetische und Voodoo-Priester nutzen? Einen der größten Märkte dafür gibt es in Lomé, der Hauptstadt des Nachbarlandes Togo. Vom Löwenfell über Nilpferd-Schädel bis hin zu den langen schwarz-weißen Stacheln der Stachelschweine gibt es alles, was benötigt wird. Wilderei? "Natürlich nicht", betonen die Verkäufer.