Weltkakaotag: Viel Schokolade für wenig Geld
Wie viel Sie für Ihre Lieblingsschokolade bezahlen, wissen Sie bestimmt. Und was haben die Kakaoproduzenten davon? Sehr wenig - viele leben unterhalb der Armutsgrenze. Dabei könnte es so einfach sein. Ein Denkanstoß.
Wo kommt der Kakao her?
Indonesien, Ecuador und Nigeria gehören zu den wichtigen Anbauländern für Kakao. Ghana und die Elfenbeinküste (Côte d'Ivoire) sind die größten Produzenten der Welt - etwa zwei Drittel der weltweiten Kakaobohnen stammen von hier. Gemeinsam versuchen die beiden westafrikanischen Länder gerade, einen Mindestpreis von 2600 US-Dollar pro Tonne durchzusetzen.
Es ist nicht alles Gold
Während wir gerne Schokolade naschen, arbeiten die Kakaobauern oft unter sehr schlechten Bedingungen. Auch Kinderarbeit ist vielerorts verbreitet. Eine durchschnittliche Kakaobauern-Familie an der Elfenbeinküste oder in Ghana verdient weniger als ein Schokoladen-Weihnachtsmann hierzulande kostet: Sie lebt von nicht mal einem Euro am Tag.
Immer noch zu wenig
Selbst der geforderte Mindestpreis von 2600 US-Dollar würde da noch keinen besonders großen Sprung bedeuten, angesichts der Preise pro Tonne der letzten Jahre. Vor der Ankündigung kostete eine Tonne 2200 US-Dollar. Der geplante Mindestpreis würde nicht ausreichen, um die Armut in den Kakaoländern nachhaltig zu reduzieren, sagen auch Experten.
Starke Preisschwankungen
Ausbleibende Ernten durch Dürren oder Schädlingsbefall, politische Unruhen in den Anbaugebieten, aber auch Spekulanten sorgen immer wieder für Preisschwankungen. In den 1980er Jahren war Kakao eine sehr lukrative Frucht, dann gab es bis zur Jahrtausendwende einen massiven Preisverfall, danach hat sich der Weltmarktpreis sogar wieder verdoppelt.
Ein schmieriges Geschäft
Doch selbst steigende Preise bedeuten nicht automatisch mehr Geld für die Produzenten. Die Kleinbauern erhalten nur etwa sechs Prozent des Preises für eine Tafel Schokolade, die wir in Deutschland kaufen. 1980 waren es noch 16 Prozent.
Alte Männer, alte Bäume
Die Bauern in Westafrika sind im Schnitt 50 Jahre alt. Viele junge Menschen sehen wegen des geringen Einkommens keine Perspektive in der Landwirtschaft. Nur jeder fünfte Bauer in Ghana rechnet damit, dass seine Kinder die Kakaoplantage weiterführen. Weniger Bauern bedeuten weniger Ernte, ein knapperes Angebot, steigende Preise. Die Erlöse bleiben vor allem beim Einzelhandel und beim Fiskus hängen.
Vier Cent pro Tafel
Dabei könnte alles ganz einfach sein. Wenn Schokolade nur etwas teurer würde, wäre das Armutsproblem gelöst. Geht man davon aus, dass vom Preis einer Tafel Vollmichschokolade derzeit nur rund vier Cent bei den Bauern ankommen, würden vier Cent mehr ihr Einkommen schon verdoppeln.
Wenig hilft viel
Zu diesem Ergebnis kommt auch eine Studie der US-Universität Arkansas: Wenn Kakao-Bauern in Ghana nur 50 Prozent mehr Geld erhielten, könnte die Kinderarbeit in dem Land komplett beendet werden. Und selbst ein geringfügig höherer Verkaufspreis hätte schon Vorteile, weil dann bei den gefährlichsten Arbeiten, zum Beispiel mit Macheten, Kinderarbeit eingedämmt werden könnte.
Das Problem mit dem Preiskampf
Tatsächlich wäre der Aufpreis gering, wäre da nicht der Wettbewerb der Unternehmen - Supermärkte beobachten jede Cent-Veränderung der Konkurrenz und unterbieten sich, wann immer es geht. Geschenkt wird sich hier nichts. Selbst Schokolade mit Fairtrade-Siegel, deren Mindestpreis pro Tonne auf 2400 US-Dollar erhöht werden soll, ändert daran nicht viel.
Höchste Zeit!
Aber: Fair gehandelte Produkte garantieren zumindest einen Anbau unter sozialverträglichen Bedingungen, also angemessene Bezahlung, keine Sklaverei, keine illegale Kinderarbeit, keine gesundheitsschädlichen Arbeitsmethoden. Wer sein Kaufverhalten auf Fairtrade umstellt, kann seine Schokolade also etwas besseren Gewissens genießen.