Wen dementiert
28. Oktober 2012Die Familie des scheidenden chinesischen Ministerpräsidenten Wen Jiabao hat den Bericht der Zeitung über ein angebliches Vermögen von 2,7 Milliarden Dollar als falsch bezeichnet. Die in Hongkong erscheinende Zeitung "South China Morning Post" veröffentlichte nun einen Brief von Anwälten der Familie.
Darin heißt es, die Angehörigen Wens seien weder in illegale Geschäfte verwickelt, noch hielten sie Unternehmensaktien. Die Anwälte erklärten, dass die "sogenannten 'verborgenen Reichtümer' von Familienangehörigen Wen Jiabaos aus dem Bericht der New York Times nicht existieren". Er selbst habe "niemals irgendeine Rolle in den Geschäften seiner Familienangehörigen gespielt", betonten die Juristen.
Der "New York Times" wurden zudem mögliche rechtliche Schritte angedroht. Es ist das erste Mal, dass die Familie eines chinesischen Spitzenfunktionärs öffentlich gegen einen ausländischen Medienbericht vorgeht.
Blatt hält an Bericht fest
Die US-Zeitung teilte ihrerseits mit, sie halte an ihrem am Freitag veröffentlichten Artikel fest, wonach die Familie des Ministerpräsidenten den Großteil ihres Vermögens seit Wens politischem Aufstieg im Jahr 2002 zusammengetragen habe.
Dabei beruft sie sich auf eine Auswertung von Unternehmens- und Börsenmitteilungen zwischen 1992 und 2012. Dem Bericht zufolge verfügt Wen selbst über keine Beteiligungen, genannt werden aber unter anderem seine Mutter, seine Frau, sein Sohn und seine Tochter.
Die "New York Times" hatte geschrieben, dass sie keine Beweise für ein ungesetzliches Verhalten des Premierministers gefunden habe. Vielmehr gäbe es in China Lücken im Gesetz, die es den Angehörigen hoher Beamter erlaubten, "mit ihrem Namen Geschäfte zu machen".
Politischer Sprengstoff
Unmittelbar nach der Veröffentlichung des Artikels hatte die chinesische Führung den Bericht zurückgewiesen und weitreichende Maßnahmen zur Zensur im Internet ergriffen. Die Webseite der US-Zeitung wurde gesperrt, alle Kommentare in Internetforen zu dem Artikel wurden gelöscht.
Ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums sagte, der Zeitungsbericht sei ein Versuch, das Ansehen der Volksrepublik zu beschädigen. "Einige Berichte, die China beschmutzen, haben anderweitige Motive."
Die Enthüllungen gelten als besonders brisant, da in wenigen Tagen der 18. Kongress der Kommunistischen Partei Chinas beginnt, bei dem Wen Jiabao und Staatspräsident Hu Jintao die Führung an die nächste Generation übergeben wollen.
re/pg (dapd, dpa, afp)