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Wie sieht die Zukunft der ISS aus?

30. April 2010

Das Ende der Space-Shuttle-Ära naht. Danach sollen russische Sojuskapseln die Internationale Raumstation versorgen. Doch Wissenschaftler fordern für die Zukunft ein Transportmittel aus europäischen Forschungslabors.

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Internationale Raumstation ISS (Foto: picture alliance/landov)
Bild: picture alliance / landov

1998 wurde eine 20 Tonnen schwere Aluminiumröhre ins All geschickt – "Sarja" – Morgenröte genannt. Sie war das erste Bauteil für die Internationale Raumstation ISS. Damit begann einer der teuersten und schwierigsten Ausflüge der Menschheit in den Weltraum. Es wurde gebaut und gebaut, ein Modul nach dem anderen ins All geschickt. Inzwischen ist das fliegende Labor ungefähr so groß wie ein Fußballfeld. US-Amerikaner, Kanadier, Europäer, Japaner und Russen arbeiten daran.

Fliegendes Labor

Die ISS ist eine Art bewohnter Außenposten der Erde. Die Astronauten, die dorthin geschickt werden, haben jede Menge zu tun. Die Wissenschaftler führen verschiedene Experimente unter den Bedingungen der Schwerelosigkeit durch. Ein Forschungsschwerpunkt sind biomedizinische Untersuchungen. Zum Beispiel wird das Altern im Zeitraffer beobachtet. Spezielle Trainingsgeräte wurden entwickelt, um den rasanten Muskelschwund der Astronauten zu stoppen. Diese Instrumente werden auch auf der Erde zur Behandlung älterer Menschen mit ähnlichen Problemen eingesetzt.

Darüber hinaus gibt es Experimente, die helfen sollen, das System Erde besser zu verstehen. Die Geheimnisse des Pflanzenwachstums werden untersucht und neue Materialien für die Industrie entwickelt und getestet.

Außeneinsatz an der ISS (Foto: NASA)
Bild: NASA

Neues Weltraum-Taxi gesucht

Anfang April brachte die Endeavour die letzten größeren Bauteile zur Internationalen Raumstation. Noch drei Space Shuttle-Flüge wird es geben, der letzte ist für November 2010 geplant. Danach will US-Präsident Barack Obama die bemannten Flüge privatisieren, wobei die NASA Hausherr auf der ISS bleiben soll. Zumindest bis 2020, versichert Bill Gerstenmaier, NASA-Direktor für bemannte Raumfahrt: "Nach meinem Verständnis ist die Internationale Raumstation ein Projekt, das immer noch von den USA geleitet wird. Unsere Führungsrolle wird sich aber verändern."

Sojus hält die Verbindung

Die Rolle der amerikanischen Space-Shuttles werden zunächst einmal die russischen Sojus-Kapseln übernehmen. Bis 2014 hat die NASA Verträge mit den Russen. Danach könnten für sie die Flüge in den Sojus-Kapseln richtig teuer werden. Denn die Plätze sind knapp. Nur drei Personen passen in eine Kapsel. Mitfliegen wollen aber viele – unter anderem Europäer und Japaner. US-Astronauten müssten sich dann eventuell auch mal hinten anstellen.

Sojus-Kapsel (Foto: AP/NASA/Bill Ingalls)
Sojus Kapsel bei der LandungBild: AP/NASA/BILL INGALLS

Der Plan

Langfristig sollen immer sechs Astronauten auf der ISS sein. Das bedeutet, dass die internationalen Partner mehr Verantwortung für die Versorgung der Dauerbesatzung übernehmen müssen. Europäer und Japaner können die ISS zwar schon heute mit Frachtraumschiffen anfliegen. Ihr Problem ist aber, dass sie hin aber bislang nicht wieder zurückkommen. Deswegen sollen die Europäer nun technisch nachrüsten. Thomas Reiter vom Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum sieht darin eine große Chance. "Damit hat Europa die Möglichkeit, nicht nur eine stärkere Rolle beim Betrieb der ISS einzunehmen, sondern auch bei der Frage des zukünftigen Transports zur Raumstation."

Positive Bilanz

Bemannte Weltraumfahrt ist teuer, Zusammenarbeit notwendig. Und die funktioniert gut, versichert Bill Gerstenmaier, NASA-Direktor für bemannte Raumfahrt: "Wir sind vereint wie nie zuvor. Früher gab es einen Wettbewerb. Da gab es Gewinner und Verlierer. Das ist heute anders. Wir machen das jetzt gemeinsam, und wir haben alle den gleichen Antrieb und die gleiche Vision!"

Autorin: Maria Lesser

Redaktion: Judith Hartl