Personalie
9. Februar 2011Spekulationen um die Zukunft von Bundesbank-Chef Axel Weber sorgen für Irritationen: Eigentlich hat der 53 Jahre alte Wirtschaftsprofessor noch einen Vertrag bis 2012 als Deutschlands wichtigster Währungshüter. Weber habe, so berichten es verschiedene Nachrichtenagenturen, in vertraulicher Runde angedeutet, er stehe für eine zweite Amtszeit bei der Bundesbank nicht zur Verfügung. Daraus schlossen andere, dass er damit auch seine Ambitionen für das Amt des EZB-Chefs ad acta legen könnte. Denn Weber wird immer wieder als möglicher Nachfolger von Jean-Claude Trichet genannt. Der ist noch bis Ende Oktober Chef der Europäischen Zentralbank, zum 1. November wird ein Nachfolger gesucht.
Allenfalls Dementis
Es gab nur zwei klare Sätze an diesem Tag voller Gerüchte und Spekulationen. Der eine kam aus Frankfurt und lautete: "Die Deutsche Bundesbank dementiert Gerüchte über eine bevorstehende Mitteilung zur beruflichen Zukunft von Bundesbankpräsident Prof. Dr. Axel A. Weber." Absender war die Presseabteilung der Bundesbank, die auf Meldungen reagierte, wonach eine Erklärung von Weber im Laufe des Tages zu erwarten sei. Der zweite klare Satz kam aus dem Munde des Regierungssprechers Steffen Seibert. Der bestätigte in Berlin ein "vertrauliches" Telefonat zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem Bundesbank-Chef. Gerüchte über einen Rückzug Webers von der Bundesbank-Spitze werde die Regierung nicht kommentieren, so Seibert weiter. Die Nachfolge von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet sei derzeit kein Thema.
Stabilität des Euro
Am wichtigsten deutschen Finanzplatz begann die Gerüchteküche trotz aller Dementis heftig zu brodeln. Die Analysten rechneten schon durch, was Webers Absage für den EZB-Chefposten für den Euro bedeuten könnte. Weber sei fachlich sehr versiert und "steht für einen stabilen Euro", so Postbank-Chefvolkswirt Marco Bargel. Ein möglicher Nachfolger sei womöglich nicht ganz so stabilitätsorientiert. Sein Kollege Folker Hellmeyer von der Bemer Landesbank hingegen sieht die Stabilitätspolitik der EZB nicht in Frage gestellt. Und auch Kornelius Purps von der Bank Unicredit meint, die Auswirkungen auf den Euro "dürften sich in Grenzen halten, egal wer die EZB führt."
Kandidaten-Karussell
Axel Weber wurde in der Vergangenheit immer wieder als einer der heißesten Anwärter auf die Nachfolge von Jean-Claude Trichet gehandelt. Doch da Weber als geldpolitischer Hardliner gilt, gibt es auch einige Vorbehalte. So hat sich der Volkswirtschafts-Professor in der Finanzkrise mehrfach kritisch zum Kurs der Europäischen Zentralbank geäußert. Neben Weber gilt der italienische Notenbank-Chef Mario Draghi als ernsthafter Anwärter. Jüngst tauchten allerdings weitere Namen auf, so etwa Yves Mersch, der Gouverneur der Luxembuger Zentralbank oder Erkki Likanen, der Chef der finnischen Notenbank.
Ganz nebenbei brachten die Spekulationen um die Zukunft von Axel Weber auch die Debatte über die Nachfolge von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann wieder in Schwung. Womöglich strebe Weber ja auch zur Deutschen Bank, so wurde kolportiert. Dazu wollten sich dann weder die Bundesbank noch die Deutsche Bank selbst äußern. Die Agentur Reuters zitierte lediglich eine mit den Vorgängen vertraute Person: "Ein externer Kandidat ist weiter sehr unwahrscheinlich."
Autor: Henrik Böhme (mit dpa, dapd, rtr)
Redaktion: Zhang Danhong