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Gut erhalten: historisches Hanseschiff vor Lübeck

Torsten Landsberg
5. Juli 2023

Lübeck war einst ein bedeutendes Handelszentrum der Seeleute. Dank eines Zufallsfundes kann nun ein Frachtsegler aus dem 17. Jahrhundert rekonstruiert werden.

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Ein Forscher hält Reste einer Schnapsflasche aus dem 17. Jahrhundert in den Händen
Geborgenes Gut: Auf dem Kopf einer Schnapsflasche ist der Schriftzug "Londn" noch gut erkennbarBild: Jonas Walzberg/picture alliance/dpa

Über den Fluss Trave mit der Ostsee verbunden, entwickelte sich die norddeutsche Stadt Lübeck ab dem 13. Jahrhundert zu einem zentralen Handelsplatz der Hanse. Dieser Interessenverband der seefahrenden Kaufleute trieb über die Weltmeere Handel mit weit entfernten Ländern. Angesichts dieser Tradition wirkt es umso erstaunlicher, dass Jahrhunderte ins Land ziehen mussten, bis Lübeck - ausgestattet mit einem Hansemuseum - in den Besitz eines historisch bedeutsamen zivilen Handelsschiffes gelangen sollte. 

Durch Zufall stieß das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts im Sommer 2021 bei Routinemessungen auf Unebenheiten am Grund der Trave. Taucher und Archäologen der Oberen Denkmalschutzbehörde Lübecks und Wissenschaftler der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel untersuchten die Fundstelle, bis feststand: Es handelt sich um einen Sensationsfund. Aus dieser Gegend sind keine vergleichbaren Wracks bekannt.

Geborgene Holzteile liegen in einem Wasserbecken, davor ein Kamerateam
In einer Lagerhalle wurden die ersten geborgenen Wrackteile eines Hanseschiffes präsentiert.Bild: Jonas Walzberg/picture alliance/dpa

20 bis 25 Meter lang und sechs Meter breit ist der Frachtsegler, der aus dem 17. Jahrhundert stammt und überraschend gut erhalten ist. Im vergangenen Juni wurden die ersten Teile per Hydraulikkran geborgen, anschließend entsalzt und dokumentiert: Porzellan, Tierknochen, Teile der Takelage und Ladung sowie Holzstücke traten dabei zu Tage.

Eine Forscherin und ihr Kollege knien vor einem Holzteil und erklären seine Funktion.
Gut erhalten: Die Holzteile geben Aufschlüsse über Alter und Herkunft des SchiffesBild: Jonas Walzberg/picture alliance/dpa

Bergung gibt Aufschluss auf Grund der Havarie

Nach dem Fund waren die Archäologen zunächst davon ausgegangen, dass der Segler einst auf Grund gelaufen und in der Folge gesunken war. Die Bergung der ersten Teile lieferte andere Erkenntnisse: Das Schiff hatte rund 150 Fässer Branntkalk geladen, der zur Herstellung von Mörtel verwendet wurde.

Eine Reihe von geborgenen, teils verrotteten Fässern, zwei liegen offen, der Rest ist zugedeckt
Zahlreiche Fässer wurden geborgenBild: Jonas Walzberg/picture alliance/dpa

Schwarze Spuren auf einigen Hölzern gaben zudem Hinweise auf den möglichen Grund der Havarie: "Es hat offenbar einen größeren Brand an Deck des Schiffes gegeben", sagte der Projektleiter und Unterwasser-Archäologe Felix Rösch bei der Präsentation der Funde.

Das in elf Metern Tief gefundene Handelsschiff wurde vermutlich Mitte des 17. Jahrhunderts in den Niederlanden gebaut. Die Bergung soll voraussichtlich im September abgeschlossen sein.

(mit epd, AFP, NDR)