Zehntausende fliehen vor Fluten in China
19. August 2020Wegen der anhaltenden starken Überschwemmungen im Südwesten Chinas sind allein in den beiden Städten Ya'an und Leshan mehr als 100.000 Menschen in Sicherheit gebracht worden. Die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete weiterhin, in der Stadt Fengzhou seien mehr als 1000 Menschen von der Versorgung abgeschnitten; die Lebensmittel gingen zur Neige. Im staatlichen Fernsehsender CCTV waren Bilder von Soldaten zu sehen, die in Fengzhou Menschen in Rettungsboote halfen. In der Stadt Meizhou in der Provinz Guangdong fiel der Strom aus.
Die Metropole Chongqing verzeichnete die schlimmsten Überschwemmungen seit 1981. In diesem Jahr sind durch Hochwasser schon mehr als 200 Menschen gestorben oder verschwunden, bilanzierten Behörden in der vergangenen Woche - auch lägen die Schäden bereits bei mehr als 170 Milliarden Yuan (21 Milliarden Euro).
Insbesondere der Jangtse, einer der wichtigsten Flüsse Chinas, ist von dem Hochwasser betroffen. Die Fluten rissen Baumstämme und Äste mit sich, im Fernsehen war zu sehen, wie die Wassermassen ein Gebäude zum Einsturz brachten. Mancherorts gelangen Rettungskräfte kaum oder nur mühsam zu hilfsbedürftigen Menschen. In der Provinz Sichuan unterspülten Wassermassen eine Straße, sodass ein Krater entstand; 21 Autos stürzten hinein. Laut der regierungsnahen Zeitung "Global Times" wurde dabei niemand verletzt.
Buddha-Statue bekommt nasse Füße
Am Drei-Schluchten-Staudamm ist der Pegel so hoch wie nie zuvor in der Geschichte des Bauwerks, warnten die Behörden. Derzeit werden Zuflüsse von 72.000 Kubikmetern pro Sekunde verzeichnet, der Wert soll laut Ministerium für Wasserressourcen bis Donnerstag sogar auf bis zu 76.000 Kubikmeter pro Sekunde anwachsen.
Auch an den Zuflüssen des Jangtse, bei Leshan, nimmt das Hochwasser historische Ausmaße an: Die Füße einer 71 Meter hohen und 1200 Jahre alten Buddha-Statue standen zeitweise im Wasser - laut CCTV war das seit Gründung der Volksrepublik China 1949 noch nie vorgekommen. Einsatzkräfte und Freiwillige versuchten, die im UNESCO-Welterbe gelistete Statue mit Sandsäcken zu schützen.
Zahlreiche weitere Kulturstätten wie der Jiuzhaigou-Nationalpark in Sichuan, der heilige Berg Emei in derselben Provinz wurden vorübergehend geschlossen. Hochwasser richtete in der zu Chongqing gehörenden Altstadt Ciqikou, deren niedrige Gebäude am Ufer eines Jangtse-Zuflusses gebaut sind, große Schäden an.
ehl/qu (afp, ap, rtr)