Zünftiger Hingucker: Deutsche Trachten
Trachten haben in Deutschland eine lange Tradition. Ob Dirndl, Lederhose oder Bollenhut (Foto), ob Spreewaldhaube oder Jägerhütchen: Fast jede Region kleidet sich anders. Blickfang sind diese Kleidungsstücke allemal.
Schwarzwald-Pracht
Die Bollenhüte der Frauen des örtlichen Trachtenvereins in St. Georgen im Schwarzwald sind nicht nur für Fototouristen aus Fernost ein beliebtes Fotomotiv. Der kostbare Kopfschmuck, der nur in drei Orten Tradition ist, wird nur an Festtagen getragen. Auch auf dem Deutschen Trachtentag sind sie jedes Jahr wieder als "Eyecatcher" vertreten.
Altes Brauchtum
Tradition braucht Zeit und Muße: Diese kunstvolle Haube gehört zu einer traditionellen Ausstattung einer niedersächsischen Braut. In diesem norddeutschen Bundesland gibt es 40 bis 50 verschiedene Trachten, die oft sehr kostbar und aufwendig gestaltet sind.
Bayerische Gebirgsjäger
In vielen Gegenden Deutschlands werden traditionelle Trachtenkostüme nur zu größeren Umzügen aus dem Schrank geholt. Ganze Generationen vererben die Kleidungsstücke, die wie hier zu einer "zünftigen" Gebirgsschützen-Montur gehören, seit Jahrzehnten weiter - bis in die Enkelgeneration, die verstärkt wieder alte Traditionen aufleben lassen. Hier ein Festzug durch das oberbayrische Schliersee.
Trachten auf dem Laufsteg
Inzwischen sind Trachtenelemente im professionellen Modedesign von heute angekommen: Retro und Heimatbezug sind in. Bei dieser Modenschau im goldenen Saal von Schloss Bückeburg laufen die Models mit Entwürfen der Modestudenten der FH Hannover über den Laufsteg. Für zwei Semester setzten sie sich mit der Tradition der Flügelhauben und Trachten aus Schaumburg-Lippe auseinander.
Sorbische Folklore
Auch Kinder haben Spaß daran, sich an Feiertagen mit den regionalen Trachten-Kostümen zu verkleiden. Kein Karneval, sondern fest verwurzelte Tradition, die Teil der deutschen Kultur ist. Die Mädchen des sorbischen Folkloreensemble bereiten sich hier auf ihren Auftritt beim Internationalen Folklorefestival Lausitz (in der Nähe von Berlin) vor.
Spreewaldtrachten
Aufmarsch des ganzen Dorfes: Zum traditionellen Festumzug jedes Jahr werden nicht nur die Häuser und Straßen geschmückt. Alle Dorfbewohner putzen sich ganz besonders raus. Jedes Detail muss stimmen: Hier korrigieren drei Frauen in Spreewaldtracht die Form der Schürzenbänder. Die weißen Spitzenblusen, die dazu gehören, sind alle handgefertigt, die Hauben handbestickt.
Trachtenverein Neckar
Im südwestdeutschen Baden-Württemberg finden das ganze Jahr über Heimattage statt. An ausgewählten Wochenenden ziehen dann die regionalen Trachtenvereine durch die historischen Straßenzüge von Rottenburg. Für die älteren Frauen aus Oberndorf (hier im Bild) ist das offenbar eine ernsthafte Angelegenheit, die jüngeren Generationen nehmen die Tradition etwas lockerer.
Reiter-Prozession
Trachten mit Jägerhütchen gehören bei Brauchtumsveranstaltungen dazu, auch wenn man nur Zuschauer am Rande ist. Bei der großen Reiter-Prozession in Bad Kötzing (Oberpfalz) pilgern die "Mannerleut" seit 600 Jahren auf prächtig geschmückten Pferden zur sieben Kilometer entfernten Nikolauskirche. Der Bittgang ist Teil der Pfingstfestivitäten. Frauen dürfen bei dieser Prozession nicht teilnehmen.
Schuhplattler
Lederhosen und Jägerhütchen sind als modische Ausstattung längst in der Gesellschaft angekommen: Schwule Schuhplattler präsentierten sich auf dem Christopher Street Day in München mit professioneller Tanzeinlage. Ihr Traditionsbegriff ist modern und eher humorvoll gemeint. Die Schwulen-Aktivisten mischen seit mehr als 20 Jahren bayerische Traditionsveranstaltungen auf.
Exportschlager
Als Kleidungstück hat die bayrische Lederhose mit den Hirschhornknöpfen längst die Grenzen des Freistaates überwunden. Zum Oktoberfest und auch zum Karneval werden in deutschen Großstädten ganze Trachtenabteilungen in den Kaufhäusern eröffnet. Und die Nachfrage steigt: Auch norddeutsche "Mannsbilder" wagen sich mit der bayrischen Lederkluft auf die Partymeile.