Hartes Durchgreifen gegen Fußball-Gewalt
1. Juni 2012Mehrere Innenminister wollen härter gegen gewaltsame Fußballfans vorgehen. Bei der Ministerkonferenz von Bund und Ländern kamen wieder Forderungen hoch, Fußball-Rowdys konsequenter als bisher zu verfolgen und Pyrotechnik aus den Stadien zu verbannen.
Vereine in die Pflicht nehmen
Bei Spielen der Fußball-Bundesliga hatte es zuletzt mehrfach Zwischenfälle gegeben. So kam es nach Partien zu Krawallen, in Stadien wurden Spiele durch Rauchbomben und Leuchtkörperwürfe gestört. Beim Relegationsspiel in Düsseldorf zwischen der heimischen Fortuna und Hertha BSC waren hunderte Fans vor Abpfiff auf den Platz gestürmt.
Unter diesem Eindruck erhöhte Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich den Druck auf die Vereine. "Wenn die derzeitigen Maßnahmen nicht ausreichen, müssen – auch auf Kosten der Vereine – Nachbesserungen vorgenommen werden", sagte er auf der Konferenz in Göhren-Lebbin in Mecklenburg-Vorpommern. Das Handel der Klubs etwa gegenüber Ultra-Gruppierungen sei "nicht immer ganz konsequent". Friedrich forderte von den 56 Vereinen der ersten drei Ligen noch vor Ende der Sommerpause ein Handlungskonzept.
Stehplätze abschaffen
Der Innenminister will nun sämtliche Fan-Privilegien auf den Prüfstand stellen. Stehplätze könnten bald nicht mehr zugelassen sein. "Als Fußballfan hoffe ich, dass es nicht so kommt, dass es in Deutschland wie in anderen Ländern bald nur noch Sitzplätze in den Stadien gibt", sagte der CSU-Politiker. An die Adresse der Fußball-Anhänger sagte er, entscheidend sei bei allem: "Die Fans haben es selber in der Hand!"
Auch der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, forderte in einem Zeitungsinterview neben hohen Strafzahlungen für Vereine die Abschaffung der Stehplätze in deutschen Stadien. "Die Stehplätze gehören abgeschafft, die Zäune erhöht und bei jeder Ausschreitung sollten für den Verein 100.000 Euro fällig werden", sagte Wendt. "Die Innenminister müssen sich endlich gegen die Borniertheit der Vereine und Ligen durchsetzen."
In einigen anderen nationalen Ligen, etwa der englischen Premiere League, sind Stehplätze aus Sicherheitsgründen seit längerem verboten. Das gilt auch bei internationalen Wettbewerben wie der Champions League oder Länderspielen.
Fußfesseln für Hooligans
Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich zeigte sich ebenfalls offen für den Vorstoß, Hooligans auch mit Hilfe elektronischer Fußfesseln zu kontrollieren. Generalbundesanwalt Harald Range hatte dies als Mittel angeregt, um Krawallmacher von Stadionbesuchen abzuhalten.
Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) bezeichnete den Vorschlag als "interessant". Derzeit reiche das Instrumentarium gegen gewalttätige Fußballfans aber aus. Baden-Württembergs Innenminister Reinhold Gall (SPD) meinte auf der Konferenz, es gebe andere Möglichkeiten, um Gewaltexzessen vorzubeugen.
Einlasskontrollen verschärfen
Allerdings müssten neben einem Verbot von Feuerwerksartikeln die Einlasskontrollen verschärft und vereinseigene Ordnungskräfte stärker gefordert werden, sagte Gall. Außerdem biete sich an, die Stadien so umzubauen, dass Fangruppen dauerhaft voneinander getrennt blieben. Rainer Wendt, Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, hatte sich in diesem Punkt im Vorfeld der Konferenz deutlicher geäußert: "Wem strenge Leibesvisitationen nicht passen, der soll vor dem Stadion bleiben müssen."
Auch der Vorsitzende der Konferenz, Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Lorenz Caffier (CDU), sprach sich für bessere Kontrollen aus und sagte, eine Abschaffung der Stehplätze sei "kein Tabu". Die Frühjahrskonferenz der Innenminister von Bund und Ländern in Göhren-Lebbin in Mecklenburg-Vorpommern endete am Freitag (01.06.2012).