Kreditwürdigkeit Zyperns erneut gesenkt
11. Januar 2013Die Bonitätsnote werde von B3 auf Caa3 gesenkt, teilte die Ratingagentur Moody's mit und verwies auf die Probleme des zyprischen Bankensektors an, der auf staatliche Hilfen angewiesen ist, sowie die wachsenden Staatsschulden der Mittelmeerinsel.
Der Bedarf der Banken für eine Rekapitalisierung liegt nach Einschätzung von Moody's bei zehn Milliarden Euro, das ist mehr als die Hälfte des Bruttoinlandsprodukts (BIP) des Landes. Demnach könnte der Schuldenstand Zyperns im Jahr 2013 auf 150 Prozent des BIP klettern, was der höchste Schuldenstand in der Eurozone wäre.
Ausblick auf negativ gestellt
Wegen der Liquiditätsprobleme, des Rekapitalisierungsbedarfs der Banken und der schleppenden Verhandlungen mit der Troika aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds (IWF) bewertete Moody's zudem den Ausblick für das Land als "negativ". In den vergangenen zehn Monaten hat die Agentur Zypern bereits um insgesamt neun Noten gesenkt. Auch die anderen großen Ratingagenturen hatten die Bonitätsnoten für das Land zuletzt herabgestuft.
Zypern befindet sich in einer tiefen Wirtschaftskrise. Der kleine, mit dem hochverschuldeten Griechenland eng verflochtene Inselstaat hatte im Juni 2012 als viertes Euro-Land Finanzhilfen von EU und IWF erbeten, nachdem Banken des Landes von der Griechenland-Krise schwer in Mitleidenschaft gezogen worden waren. Diskutiert wird derzeit über internationale Kredite in Höhe von rund 17 Milliarden Euro, davon zehn Milliarden für die Unterstützung des Bankensektors. In Vorbereitung auf das Hilfsprogramm hat die Regierung in Nikosia bereits strikte Kürzungsmaßnahmen beschlossen.
Merkel reist zu EVP-Gipfel
Die Schuldenkrise dürfte auch ein zentrales Thema des Treffens der konservativen Europäischen Volkspartei (EVP) sein, die an diesem Freitag in der Nähe der zyprischen Hafenstadt Limassol stattfindet. Dazu wird auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erwartet. Das Treffen gilt auch als Unterstützung für den konservativen zyprischen Chef der bürgerlichen Demokratischen Gesamtbewegung (DISY), Nikos Anastassiadis. Er ist Umfragen nach der aussichtsreichste Kandidat für die zyprischen Präsidentenwahlen im Februar.
Im Ringen um EU-Hilfskredite wehrt sich Zypern gegen Kritik an seinen Banken und deren Beziehungen zu Russland. Vorwürfe, der Inselstaat missachte angesichts der Bedeutung russischer Investoren für seinen Finanzsektor die EU-Regeln zur Bekämpfung von Geldwäsche und Schattenwirtschaft, wies Finanzminister Vassos Shiarly zurück. "Wir halten uns an die Regeln", sagte er nach einem Treffen mit Botschaftern der EU-Staaten. "Zypern würde auch kein Geld an ein anderes Land geben, das nicht die Regeln einhält."
kle/qu (afp, rtr, dpa)