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Regierung kann bei Alstom einsteigen

22. Juni 2014

Der Weg für den Einstieg von GE bei Alstom ist frei. Nach dem einstimmigen Votum des Alstom-Verwaltungsrats einigte sich die französische Regierung mit Großaktionär Bouygues über die Modalitäten des Staatseinstiegs.

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Logo Alstom (Foto: Getty Images)
Bild: Patrick Kovarik/AFP/Getty Images

Das ganze Wochenende hatten beide Seiten verhandelt, vor allem über den Preis. Die Regierung in Paris wollte entsprechend des Börsenkurses 28 Euro pro Anteilsschein zahlen, Bouygues setzte auf einen Preis von 35 Euro. Am Sonntagabend stand dann die Einigung: "Wir haben eine Option, die uns einen Kauf ermöglicht, wenn der Preis so niedrig wie möglich ist", sagte Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg dem Fernsehsender France 2.

Der französische Staat will danach im Laufe von zwei Jahren 20 Prozent der Alstom-Aktien erwerben und damit Hauptaktionär werden. In dieser Zeit überlässt der bisherige Hauptaktionär Bouygues dem Staat seinen Sitz im Verwaltungsrat, damit dieser seine Rolle als Alstom-Aktionär sofort wahrnehmen kann.

Alstom-Chef Patrick Kron sagte dem "Journal du Dimanche", es gebe "drei Sieger" bei dem Projekt: Alstom, das seine Stellung und seine Arbeitsplätze verstärken werde, GE und den französischen Staat. Kron kündigte an, nach dem Abschluss der Allianz zurückzutreten. GE-Chef Jeffrey Immelt sprach von einem "großartigen industriellen Projekt", das einen "Weltmeister der Energie" schaffen werde.

Frankreich hält Hand auf wichtige Industrien

Der französische Staatschef François Hollande hatte am Samstag gewarnt, wenn Bouygues seine Anteile nicht zu einem "akzeptablen" Preis verkaufen wolle, stehe die Allianz mit GE wieder in Frage.

Alstom machen seit längerem Rückgänge im Kraftwerksgeschäft und Probleme in der Zugsparte zu schaffen. Der Konzern hatte deshalb einen Abbau von Arbeitsplätzen angekündigt und sich auf Partnersuche begeben. Unter anderem wurde ein Verkauf von Unternehmensteilen erwogen. Die französische Regierung hatte sich jedoch das letzte Wort gesichert. Dazu erließ sie ein Dekret, das ihr das Recht gibt, einen Kauf heimischer Firmen in strategisch wichtigen Branchen wie Energie, Wasser, Telekommunikation und Gesundheit durch Ausländer zu blockieren.

Siemens gibt nicht auf

Zuvor hatte der im Bieterverfahren unterlegene Siemens-Konzern Verständnis für die nationalen Interessen der französischen Regierung zur Neuordnung von Alstom geäußert. Siemens-Chef Joe Kaeser betonte in der "Bild"-Zeitung (Montagsausgabe) aber auch, man sei weiter gesprächsbereit. "Die Türen stehen Alstom und der französischen Regierung offen." Der Einstieg von General Electric bei den Franzosen sei noch nicht in trockenen Tüchern: "Die Arbeit für GE, Alstom und die französische Regierung geht jetzt erst richtig los. Die komplizierten Verträge werden Monate beanspruchen. Danach müssen die Kartellämter prüfen." Ein interessanter Einwurf, hatte doch Wirtschaftsminister Montebourg die Absage an Siemens vor allem mit Beschränkungen durch das europäische Kartellrecht begründet.

Möglicherweise holt sich GE beim Zusammengehen mit Alstom auch Ärger ins Haus. Gegen die Franzosen werde in den USA wegen Korruptionsverdachts ermittelt, berichtete das Magazin "Der Spiegel". Es drohten hohe Bußgelder. Hintergrund sei ein Geschäft in Indonesien. Nach Erkenntnissen der US-Behörden sollen Manager eines US-Ablegers des Unternehmens zwischen 2002 und 2009 Millionenbeträge an Berater geschleust haben, um Entscheidungsträger zu bestechen. Alstom erklärte, man arbeite eng mit den Behörden zusammen.

gmf/jj (afp, dpa, rtr)