Tourneesieger Kraft: Erfolg aus dem Nichts
6. Januar 2015"Ich habe immer gewusst, dass es bei mir auch mal klappen wird", sagt Stefan Kraft, Österreichs neuer Super-Adler. Mit seinem überraschenden Gesamtsieg bei der 63. Vierschanzentournee hat der 21 Jahre alte Überflieger das eindrucksvoll unter Beweis gestellt - und seinem Heimatland ganz nebenbei noch den siebten Triumph in Serie beschert. Gerechnet hatte damit allerdings kaum jemand. Immerhin gehören in Gregor Schlierenzauer, Andreas Kofler und Thomas Diethart gleich drei ehemalige Tourneesieger zur aktuellen österreichischen Mannschaft - doch Kraft stahl ihnen allen die Schau. "Er ist ein echter Tournee-Held", sagte Cheftrainer Heinz Kuttin. Mit seinem ersten Weltcupsieg zum Auftakt in Oberstdorf ebnete er sich den Weg zum Gesamtsieg, gab die Führung kein einziges Mal ab und sicherte sich schließlich ausgerechnet in Bischofshofen den goldenen Adler.
Nirgendwo springt Kraft so gerne wie auf der Paul-Ausserleitner-Schanze, denn er wohnt keine fünf Minuten von der Anlage entfernt. Doch wenn er mal zu Hause ist, hält er es dort auch nicht lange aus. "Dann wird mir langweilig", sagt er. 24 Stunden in der Wohnung? Unmöglich. Stattdessen verbringt er viel Zeit in der Natur, macht Skitouren oder geht Bergsteigen. "Ich bin ein aufgedrehter Junge. Ich bin von Herzen gut, lache gerne und viel", sagt Kraft über sich selbst.
Bayern-Fan von klein auf
Sein Fan-Herz beim Fußball hat der Senkrechtstarter allerdings nicht in Österreich, sondern in Deutschland verloren. "Ich bin mit Herzblut Bayern-Fan. Mein Onkel und meine Tante haben seit 15 Jahren Dauerkarten, da bin ich schon immer als kleines Kind mitgefahren und dann hineingewachsen", sagt Kraft. So oft es geht, besucht er die Spiele in der Münchener Arena und fiebert mit seinen Fußball-Helden mit.
Bislang hat den schmächtigen Skispringer dort sicher kaum jemand erkannt, nach seinem Tournee-Sieg könnte sich das möglicherweise ein bisschen ändern. Kraft gehört nun plötzlich zu den ganz Großen der Szene und tritt in die Fußstapfen seines Teamkollegen Thomas Diethart. Auch der 22-Jährige siegte im Vorjahr wie aus dem Nichts, konnte seine Leistungen in diesem Winter allerdings nicht annähernd bestätigen. Mit den vorderen Plätzen hatte Diethart nichts zu tun.
"Fliegendes Doppelzimmer"
Diesen Absturz will Kraft freilich verhindern. Helfen könnte dabei sein Zimmerkollege Michael Hayböck, der bei der Tournee zugleich sein ärgster Verfolger war. Das "fliegende Doppelzimmer" mischte die Weltspitze in den vergangenen Tagen auf. "Kraft und Hayböck nutzen ihre Freundschaft, um sich gegenseitig zu Höchstleistungen zu pushen. Dass sie gemeinsam oben stehen, beflügelt sie sogar", schrieb der ehemalige Tourneesieger Thomas Morgenstern in den Salzburger Nachrichten.
Kraft und der zwei Jahre ältere Hayböck verstehen sich blendend. Nur beim Fußball haben sie dann doch unterschiedliche Vorlieben, denn Hayböck sympathisiert mit dem FC Barcelona.
asz/jw (sid)